15 Okt Neues von den Wadlers
Neues von den Wadlers
Zwei Ereignisse, die die Wadlers betreffen, sind für diesen November geplant:
Stolpersteine in München für die Familie Wadler
Der Amerikaner Terry Swartzberg (er gehört der liberalen jüdischen Gemeinde Münchens an) legt in München seit vielen Jahren für Juden, die von der Shoah betroffen sind, Stolpersteine. Er will jetzt, nachdem die Hausbewohner in der Schweigerstraße 6 in München, dem zugestimmt haben, vor diesem Haus vier Stolpersteine für die Familie Wadler und weitere für andere ehemalige jüdische Hausbewohner verlegen. Diese Straße wurde ausgewählt, weil die Familie Wadler in München oft umgezogen ist, aber längere Zeit in der Schweigerstraße gelebt hat. Termin soll der 16. November 2024, 15 Uhr sein. Diese Adresse liegt ganz in der Nähe von der Auer Dult, auf der ich zum ersten mal etwas von den Wadlers erfahren habe, weil ich Arnold Wadlers Buch „Der Turm von Babel“ im Antiquariat erwarb, was letztlich dazu führte, dass ich mein Buch „Gebrochene Leben. Die Wadlers“ geschrieben habe.
Wilhelm Wadlers Bild „Die Verzweiflung“ soll in Dresden ausgestellt werden
Jon Kahn aus Stockholm leitete mir eine e-mail weiter, die er von der Diplom-Kristallografin Petra Löschke aus Leipzig bekommen hatte. Sie hat Kristallographie studiert und ist Geschäftsführerin der Dr. Löschke & Partner GmbH. Diese Firma bietet u.a. Lehrgänge zum Erwerb der Sachkunde für Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten an allen asbesthaltigen Materialien an sowie Gutachten zu Asbest- und künstlichen Mineralfasern in Gebäuden an. Frau Löschke war dreizehn Jahre lang schwedische Honorarkonsulin von Sachsen und Sachsen-Anhalt und beschäftigte sich viele Jahre mit dem „Engel von Sibirien“ Elsa Brändström, weil diese in Sachsen ein Arbeitssanatorium für ehemalige Kriegsgefangene aus Sibirien und ein Heim für Kriegsweisen des ersten Weltkrieges eingerichtet hatte. Elsa Brandström (1888-1948) „engagierte sich ihr Leben lang dafür, die Situation der Soldaten und Kriegsgefangenen zu verbessern und deren Kinder zu unterstützen. Ab 1934 lebte sie in den USA und verhalf dort geflüchteten Deutschen und Österreichern zu einer Anstellung in ihrem Restaurant »Window Shop« oder besorgte »affidavits« (Bürgschaften). Nach Kriegsende initiierte sie eine Hilfsaktion für notleidende Kinder in Deutschland.“ Bei der Eröffnung der Ausstellung „Hommage an Elsa Brandström“ am 6. Juli 2017 im Literaturhaus Leipzig sprach Petra Löschke ein Grußwort. Diese Ausstellung wurde ausgerichtet von der GEDOK, Gruppe Leipzig. GEDOK ist er größte und traditionsreichste Künstlerinnen-Verband der Bundesrepublik Deutschland.
Bei ihren Recherchen war Petra Loeschke auf Gustav Hallström gestoßen, der ja im ersten Weltkrieg in Sibirien herumgefahren war und Werke von Kriegsgefangenen aufgekauft hatte, die er dann in einer großen Ausstellung in Stockholm, Wien und Linz gezeigt hatte, darunter auch Werke von Wilhelm Wadler. Frau Löschke machte den Enkel von Gutav Hallström, Bengt Rinaldo aus Stockholm, ausfindig. Dieser besitzt noch einen Teil der ehemaligen Ausstellungsstücke seines Großvaters. Frau Löschke kam mit ihm überein, dass die Ausstellung jetzt nochmals gezeigt werden solle, und zwar am 11. November 2024 bei den Feierlichkeiten zum Ausbildungs-abschluss der Offiziere zum 125. Jahrestag der Haager Landkriegsordnung in der Offiziersschule des Heeres in Dresden.
Frau Löschke traf bei ihren Vorbereitungen auf die Ankündigung meines Buches „Gebrochene Leben. Die Wadlers“ auf meiner Website und auf die Fotografie des bunten Kriegsbildes von Wilhelm Wadlers, das Herr Jon Kahn mir erlaubt hatte, es bei mir einzustellen. Sie fand weitere Versionen dieses Bildes von Wilhelm Wadler, genau genommen schwarz-weiß-Fotos des Bildes „Die Verzweiflung“.
„Die Verzweiflung“
In einer Veröffentlichung des XXV. Jahrgang der Berliner Illustrierten Zeitung Nr. 46 vom 12. November 1916 S. 688 https://argonnaute.parisnanterre.fr/media/d199518a-f8b2-44bb-b056-5e435f46e3aa.pdf berichtet M. Th. Behrmann unter dem Titel „Die Kunst der Schmerzensreichen“ von der Sammlung Dr. Gustav Hallströms, „der im Auftrage des schwedischen Roten Kreuzes unsere Liebesgaben-Transporte begleitet und viele Monate hindurch unter unseren gefangenen Kriegern sich bewegen durfte.“ Die Sammlung sei gegenwärtig im Nordischen Museum in Stockholm ausgestellt und werde später dem Publikum in Österreich-Ungarn und Deutschland zugänglich gemacht. Es seien zum allergrößten Teil Dilettanten-Arbeiten. „Mehr als einfach war das Material, das zur Verfügung stand, Tusch- und Farbenkästen, wie sie unsere Kleinen und Kleinsten zu benützen pflegen, Schwarzbrot, Fleischknochen, Menschen- und Pferdehaare, Stückchen Holz. Aus diesen primitivsten Stoffen haben unsere Felsgrauen im fernen Asien in ihren Hütten und Baracken Werke geliefert, die fast durchgehends das Künstlerische hart streifen, ja öfters wahre Kunst sind. Kunstwerke, die das Grauen, aber auch Energie und Geist geschaffen.“
Drei Bilder werden in der Berliner Illustrierten gezeigt. Das zentrale Bild ist das Bild „Die Verzweiflung“, „Oelgemälde, das der österreichische Militärarzt Dr. Wadler in einem Gefangenenlager in Ost-Sibirien geschaffen hat“. In der Zeitung ist das Bild in Schwarz-Weiß abgebildet.
Das Ausstellungsposter
Frau Löschke fand das Bild als Ausstellungsposter in Bengts Inhaltsverzeichnis, aus dem hervorgeht, dass Werke von Wilhelm Wadler von Hallström gekauft wurden. Die Ausstellung lief vom 3. August bis 29. September 1985 (?) „Från Sibiriska Fångläger“ in der Galleri Herrgårdsvillan Furusund mit einem Titelbild, welches das oben genannte bunte Bild in Schwarz-Weiß zeigt.
Frau Löschke wandte sich daraufhin an Herrn Jon Kahn in Stockholm, um ein Buntfoto des Originals zu bekommen, das sie in Dresden ausstellen könne. Mir sagte sie telefonisch, weitere Bilder Wadlers habe sie nicht.
Herr Kahn schrieb an sie zurück, ihm sei es natürlich sehr willkommen, dass Frau Löschke das Bild in diesem Zusammenhang nutzen wolle. Es gäbe auch ein anderes Gemälde mit derselben Figur, aber lachend und froh. Es befinde sich bei seinem Verwandten Joyce Landauer in den Vereinigte Staaten. Gustaf Hallström sei ein guter Freund seines Großvaters auf seiner Mutter Seite gewesen. Herr Kahn sei sich ganz sicher, dass dieses Bild direkt von Wadler an Karl Landauer gegeben worden sei und dann von Karl Landauer im Jahr 1933 an seine Großeltern väterlicherseits. Wadler und Landauer seien Freunde in München und beide Ärzte gewesen. Karl Landauer sei Psychoanalytiker gewesen, der im Jahr 1933 zu Kahns Großeltern nach Stockholm geflohen sei, später in Holland gewohnt habe und 1945 in Bergen Belsen 1945 gestorben sei. Gustaf Hallström sei wahrscheinlich nicht involviert gewesen. Karl Landauer sei mit der Schwester von Kahns Großvater verheiratet gewesen. Jon Kahn könne selber wohl nicht nach Dresden fahren, denn seine Frau sei sehr krank. Jon Kahn gab in einer anderen Mail die Daten für das Gemälde an: „Die Gemälde ist 32×41 cm , Aquarell auf ein dünner Canvas.“ und schrieb dann: Wadler habe wahrscheinlich mehrere Gemälde von dieser Figur gemacht. Das Stockholmer Bild, das mit frohem Gesicht, was der Verwandte Joyce Landauer in den USA besitze und die jetzt von Frau Löschke gefundenen. Wadler sei Kriegsgefangener gewesen, Herr Kahn wisse nicht, ob das Stockholmer Gemälde in der Ausstellung Gustaf Hallströms gewesen sei. Gustaf Hallström sei ein Freund der anderen Großeltern, der mütterlichen Seite gewesen. Herr Kahn habe aber nie gehört, dass das Gemälde von ihr kam.
In der Tat, wenn man die drei Bilder, das aus Stockholm, das in der Berliner Illustrierten und das auf dem Ausstellungsposter in Bengts Inhaltsverzeichnis abgebildete (ein Foto konnte ich nicht machen) vergleicht, sind diese sehr ähnlich, aber doch unterschiedlich. Das Stockholmer Bild richtet sich nach rechts aus, die beiden Bilder in der Berliner Illustrierten und im Ausstellungskatalog nach links. Aus Details sind unterschiedlich. Wenn man auch bemerkt, dass das Bild von Joyce Landauer ein frohes Gesicht zeigen soll, während die anderen Gesichter verzerrt und schrecklich sind, hat Wilhelm Wadler also ein Motiv immer wieder variiert. Das heißt aber auch, dass mindestens vier Bilder von ihm bekannt sind.
Dr. Rothe schickte mir einen Aufsatz zu, den Jon Kahn und er zusammen verfasst haben „Karl Landauers Flucht nach Stockholm“.
Da Frau Löschke das Stockholmer Buntfoto von Wadlers Bild in der richtigen Auflösung für die Ausstellung baldmöglichst brauchte, schickte ich es ihr zu.
So wird das Stockholmer Bild wohl am 11. November 2024 bei den Feierlichkeiten zum Ausbildungsabschluss der Offiziere zum 125. Jahrestag der Haager Landkriegsordnung in der Offiziersschule des Heeres in Dresden zu sehen sein.