Ein anderes Bild von Wadler und eine seltsame Geschichte

Ein anderes Bild von Wadler und eine seltsame Geschichte

Der Stockholmer Schriftsteller Jon Kahn besitzt ein gemaltes Bild von Wilhelm Wadler. Kahn hat familiäre Beziehungen zu dem Psychoanalytiker Karl Landauer (1887-1945), dem Analytiker Max Horkheimers. Denn Jon Kahns Großvater und Karl Landauers Ehefrau Lins geborene Kahn waren Geschwister.

Wadlers Bild kam wahrscheinlich im Jahre 1933 in Kahns Familie, als der Psychoanalytiker Karl Landauer über Schweden in die Niederlande flüchtete. Landauer – er war mit Wilhelm Wadler befreundet – , floh nach Schweden, als das Psychoanalytische Institut in Frankfurt durch die Nazis zerstört war. Landauer kam 1945 in Bergen-Belsen um. Jon Kahn hat in seinen Roman „It’s All Coming Back – On love after the war” beschrieben, was mit Landauer geschehen war. In dem Buch kann man auch über Jon Kahns anderen Familienzweig lesen. Sein Großvater väterlicherseits war einmal Nazi und war befreundet mit Gustaf Hallström (1880-1962), der während des Ersten Weltkrieges Delegierter des Schwedischen Roten Kreuzes in Sibirien bei Rettungsaktionen für Kriegsgefangene war und eine Ausstellung der Bilder Wadlers und anderer Kriegsgefangener in Stockholm und an anderen Orten organisiert hatte. Mit Erlaubnis von Jon Kahn darf ich das Bild in meinen Blog aufnehmen. Es ist offensichtlich das Bild, was ich schwarz-weiß auf der Seite 23 meines Buchs „Gebrochene Leben – die Wadlers” gezeigt habe. Gustav Hallström war wohl kein Arzt, wie ich fälschlicherweise den Quellen entnahm, sondern (laut Wikipedia) Archäologe und Fotograf. Er war Sympathisant für Nazideutschland.

Jon Kahn ist befreundet mit dem Nervenarzt und Psychoanalytiker Dr. med. Hans-Joachim Rothe aus Frankfurt/Main. Dieser wurde von Jon Kahn auf „Gebrochene Leben – Die Wadlers“ aufmerksam gemacht. Er beschäftigt sich mit Karl Landauer und der Landauer-Familie. Er kam mit Jon Kahn über Arbeiten wegen Jon Kahns Roman „It´s all Coming back“ in Kontakt. Hans-Joachim Rothe hielt anlässlich einer „Reunion“ aller Landauer-Nachkommen, die über Schweden, England und die USA verteilt sind, ein Referat über die Kahn-Familie, bei dem Wilhelm Wadler wegen des Stockholmer Bildes eine Rolle spielt. Ein anderes Gemälde Wilhelm Wadlers (eines stehenden Kriegsgefangenen) hat die Schwiegertochter von Karl Landauer in Besitz. Ein anderes Referat über den Einfluss von Gustav Landauer(1870-1919) auf Karl Landauer hielt Rothe in den 90er Jahren beim 125ten Geburtstag von Gustav Landauer in Düsseldorf, wo ja auch Wilhelm Wadler als Arzt tätig war. Der Schriftsteller Gustav Landauer hatte bei der Münchner Räterepublik den Posten des Beauftragten für Volksaufklärung inne und wurde wie Arnold Wadler (der ja auch Mitglied der Münchner Räterepublik war) 1919 verhaftet. Er wurde dann ermordet.

Hans-Joachim Rothe schrieb: „Sie haben sehr viele Informationen über Wilhelm Wadler, die wir nicht kannten, insbesondere die schwedische Wanderausstellung [Gustaf Hallströms] und die Beurteilung seiner Arbeiten. Ich hoffe, die Urenkel von Karl Landauer oder andere werden sich um die Geschichte Wadlers unter seinem Pseudonym kümmern.“

Er schrieb weiter: „Im Konvolut des Briefwechsels von Max Horkheimer und Karl Landauer haben sich zwei Dokumente gefunden, die sicher für Sie von Interesse sind. Ich füge sie an. Es ist schade, dass wir fast gar nichts über die 25 Jahre in USA und seine Pseudonymisierung wissen.“

Er genehmigte mir, diese Dokumente in meinen Blog einzustellen. Ich danke Herrn Kahn und Herrn Rothe für ihre Genehmigungen. Ich freue mich, dass es dabei auch Ergänzungen zum Lebenslauf von Wilhelm Wadler gibt.

Lebenslauf Dr.med. Wilhelm Wadler
Letter of Recommendation