Von der Urhorde zur Leasing-Mother – oder die Strategie der Gene

Von der Urhorde zur Leasing-Mother – oder die Strategie der Gene

Folgenden Aufsatz „Von der Urhorde zur Leasing Mother – oder die Strategie der Gene“ habe ich vor vielen Jahren geschrieben. Ein Teil von ihm ging in „Die Familie des Prothesengottes Eine neue Logik der Verwandtschaft“ ein. Ich hatte diesen Aufsatz ursprünglich anders geplant und möchte hier gerne die (nur orthographisch veränderte) Originalfassung zur Diskussion stellen. In der Zwischenzeit ging die Reproduktionstechnologie weiter. Ich verzichte hier bewusst auf den Einbau neuer Erkenntnisse, da es mir hier mehr auf die Entwicklung von Familiensystemen ankommt.

„Von der Urhorde zur Leasing Mother
– oder die Strategie der Gene“

Einleitung:

Es ist ein Gemeinplatz. Wir erleben einen schnellen sozialen Wandel, in den auch die Familie einbezogen ist. Als Psychiater und Psychotherapeut erlebe ich die Folge davon, denn viele Kranke kommen aus broken-home-Familien. Auch in Biologie und Technik ändert sich viel. Wir leben im Zeitalter der Gen- und Zellularforschung, der Pille und der Iin-vitro-Fertilisation.

Was ist der menschheitsgeschichtlich betrachtet tiefere Hintergrund für diese von heute aus betrachtet so moderne Entwicklung? Ist der moderne Wandel der Familie ein Spezialfall eines seit Menschengedenken sich immer neu gestaltenden Umbaues aus einer Urform der „Familie“ bis zur heutigen Form?

In diesem Aufsatz will ich aufzeigen, dass in der Tat die Verwandtschaftsverhältnisse und -begriffe sich aus einer fassbaren Urform bis zur heutigen Form ständig fortentwickelt haben und dass man diese Entwicklung aus linguistisch belegten Verwandtschaftsterminologien ableiten kann. Dies beschreibe ich im ersten Abschnitt. Der Hintergrund für diese Entwicklung lässt sich aber aus den Folgen der modernen Gen-, Zellular- und Fertilisationsforschung für die Verwandtschaftsverhältnisse ableiten. Es geht, soziobiologisch betrachtet, bei dem Weg „von der Urhorde zur leasing-mother“ um die „Strategie der Gene“, weshalb ich im zweiten Teil die verschiedenen Möglichkeiten der Veränderung von Verwandtschaftsverhältnissen, die sich aus der modernen Medizin und Biologie ergeben, ausführlich schildern muss. Im dritten und vierten Teil werde ich die Konsequenzen daraus schildern.

VON DER URHORDE ZUM STAAT ODER DIE NOMEMKLATUR DER VERWANDTSCHAFT

Die meisten ernstzunehmenden Paläo-Anthropologen gehen heute davon aus, dass sich der homo sapiens sapiens, also der Jetzt-Mensch, vor 100.000 bis 200.000 Jahre in Ost-Afrika aus einer älteren homo sapiens-Gruppe Jahren entwickelt .[i] Für diese gut belegte „Out of Africa“- Theorie sprechen sowohl molekulargenetische als auch sprachgeschichtliche Untersuchungen.[ii]   Der homo sapiens stammte von homo-erectus-Vorfahren ab, die vor circa 400.000 Jahren in Ost-Afrika lebten. Später teilte sich die homo-sapiens-Gruppe in den besonders in Europa verbreiteten Neandertaler und in den homo sapiens sapiens. Die Entwicklung zum modernen homo sapiens sapiens in Ost-Afrika vor circa 200.000 Jahren ist für uns heute lebenden Menschen entscheidend. Die Menschengruppe der Gattung homo sapiens, aus der sich der homo sapiens sapiens gebildet hat, kann nur einige Hundert bis höchstens Tausend miteinander Verwandter umfasst haben, die in einem hochentwickelten Sozialverband, der „Urhorde“ gelebt haben.

Als Völkerkundler die verschiedenen Kulturen der Welt untersuchten, stießen sie auf allen außereuropäischen Kontinenten auf das System des Totemismus. Forscher wie George Thomsen wiesen ihn auch in der europäischen Frühzeit, z.B. bei den Griechen und Römern nach.[iii] Es lässt sich also nicht abweisen, dass die homo-sapiens-sapiens-Vorfahren, als sie vor einigen Zehntausend Jahren Ost-Afrika verließen, nach überallhin den Totemismus mitnahmen. Sie brachten aber auch nach überallhin ihr Hordendasein und ihre aus der Urzeit stammende „Familien“-Struktur mit.

Wie sieht nun diese älteste „Familien“-Struktur des modernen Menschen aus? Ähnlich wie man heute durch genetische Untersuchungen einen Stammbaum der Menschen (der auf Afrika zurückverweist) und durch Sprachuntersuchungen einen parallelen Stammbaum (der auch auf Afrika zeigt) erstellen kann,[iv] müsste sich ein „Familien“-Stammbaum erstellen lassen. Die Urform der „Familie“ muss nicht unbedingt in Afrika gefunden werden, sie könnte auch in einem Rückzugsgebiet in einem anderen Erdteil, gewissermaßen eingefroren, vorhanden sein. Aus dieser Urform müsste sich sukzessive die heutige modernste Form ableiten lassen.

Friedrich Engels glaubte, dass innerhalb der Urhorde regelloser Geschlechtsverkehr bestanden hat.[v] Diese Annahme ist aber spekulativ, und es gibt meines Wissens keine historisch nachweise Kultur, in der dieses vorkam. Dagegen spricht auch, dass es in der Engelschen Urhorde kein Inzesttabu gibt, ein Inzesttabu aber in der Natur ubiquitär vorkommt und auch bei uns Menschen vorhanden und soziobiologisch verständlich ist.

Es gibt aber Völker, deren Verwandtschaftsnomenklatur eine Form hat, aus der sich spätere Verwandtschaftsverhältnisse ableiten lassen. Sie leben in Polynesien und Australien.[vi] Man nennt dieses menschheitsgeschichtlich älteste Verwandtschaftssystem das Hawaii- oder Generationensystem oder auch klassifikatorisches System Typ 1. Völkerkundler glauben, dass es nicht das älteste sein kann, weil es bei Jägern und Sammlern als rückständigsten kulturellen Systemen vorkommen müsste, dort aber nicht vorkommt. Das Denken so argumentierender Völkerkundler ist linear und berücksichtigt nicht mögliche Splittings bei kulturellen Entwicklungen.

Es gibt nach Morgan zwei klassifizierende Systeme, Typ 1 und Typ 2.   Klassifizierend heißen die beiden Systeme deshalb, weil Völker, bei denen diese Systeme zu finden sind, nach Ansicht von Völkerkundlern ein Verwandtschaftssystem haben, bei dem „klassifikatorische“ Verwandte vorkommen, das heißt Verwandte, auf die ein Verwandtschafsterminus angewandt wird, obwohl sie nicht wirklich biologisch miteinander verwandt seien. Zur Beschreibung des klassifizierenden System Typ 1 zitiere ich George Thomson:

„Typ 1 ist sehr einfach, denn es gibt für jede Generation nur eine oder zwei Bezeichnungen. Alle Angehörigen meiner Generation sind meine „Brüder“ bzw. „Schwestern“, d. h. die auf die leiblichen Geschwister angewandten Termini gelten auch für alle Vettern und Basen bis zu einem unendlich entlegenen Grade. Ähnlich sind die Angehörigen der ersten aufsteigenden Generation sämtlich meine „Väter“ bzw. „Mütter“, während die der ersten absteigenden Generation sämtlich meine „Söhne“ bzw. „Töchter“ darstellen, ja in einigen Sprachen alle ohne jede geschlechtliche Differenzierung sogar nur als „Kinder“ bezeichnet werden. Für die aufsteigende und absteigende zweite Generation gibt es nur einen einzigen Ausdruck, der ohne Unterscheidung der Geschlechter sowohl auf die Großeltern als auch auf die Enkel einschließlich sämtlicher Seitenverwandten angewendet wird.

Nach Morgans Auffassung weist dieser Typ auf eine Zeit hin, in der es innerhalb einer Generation keinerlei Beschränkung des geschlechtlichen Verkehrs gegeben hatte. Mein Vater kann demnach der Bruder meiner Mutter und meine Mutter ihrerseits die Schwester meines Vaters sein. Meine Brüder und Schwestern sind mit meinen Schwägern und Schwägerinnen identisch, während deren Kinder von meinen eigenen nicht zu unterscheiden sind. Hierin kommt die Endogamie der primitiven Horde zum Ausdruck“[vii]

Endogamie bedeutet, dass ursprünglich Geschlechtsverkehr und Heiraten (gamein) nur innerhalb (endon) der Horde, die das klassifikatorische System Typ 1 benützt, stattfindet. Bemerkenswert ist dabei, dass bei dieser Ur-Horde das Inzesttabu zwischen den Generationen eingehalten wird. Das ist auch der Grund, warum dieses klassifikatorische System Typ 1 als Generationensystem bezeichnet wird. Da es in Hawaii vorkommt, heißt es auch Hawaii-System. . Da aber alle Frauen der ersten aufsteigenden Generation mit allen Männern dieser Generation Geschlechtsverkehr haben, gibt es nur eine gemeinsame Bezeichnung für alle Frauen und ebenso eine gemeinsame Bezeichnung für die Männer dieser Generation. Da ihre Kinder Kollektivkinder sind, heißen sie auch alle gleich.

Ein Beispiel für dieses System sind die Dobu in Polynesien. Sie leben also weit entfernt von Afrika. Zum besseren Verständnis habe ich Tabellen beigefügt. Die ersten fünf Tabellen sind in veränderter Form dem Buch von George Thomson: Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis, Forschungen zur altgriechischen Gesellschaft 1 entnommen. Die anderen Tabellen stammen von mir.

Tabelle 1

Die Nomenklatur der Verwandtschaft
Klassifikatorisches System Typ I
DOBU als Beispiel für die Endogamie der Urhorde

tubuna{Muttermutter, Vatermutter, Muttervater, Vatervater}
sinana{Mutter, Mutterschwester,     Vaterschwester, Frau des   Mutterbruders, Frau des Vaterbruders} tamana{Vater, Vaterbruder, Mutterbruder, Mann der Mutterschwester, Mann der Vaterschwester}
tasina oder nuuna{Bruder, Schwester, Vetter, Cousine, Schwager, Schwägerin, Sohn des Vaterbruders, Sohn des Mutterbruders, Tochter des Vaterbruders, Tochter des Mutterbruders, Sohn der Vaterschwester, Sohn der Mutterschwester, Tochter der Vaterschwester, Tochter der Mutterschwester}

Ego-Generation

natuna{Sohn, Tochter, Neffe, Nichte, Brudersohn (ms), Brudertochter (ms), Schwestersohn (ws), Schwestertochter (ws)} wana{Schwestersohn (ms), Schwestertochter(ms)}
kedeana{Brudersohn (ws), Brudertochter (ws)}
tubuna{Enkel, Enkelin, Sohnestochter, Sohnessohn, Tochtersohn, Tochtertochter}
lawana{Schwiegermutter}                            bwosiana{Schwiegervater}

Die in Klammern stehenden Ausdrücke sind die jeweiligen dem linken Ausdruck der Dobus entsprechenden deutschen Verwandtschaftsbezeichnungen. Ms und ws bedeutet aus männlicher und weiblicher Sicht.

Wie man sieht, entspricht das System der Dobus dem Generationensystem oder klassifikatorischen System Typ 1, wie ich es oben beschrieben habe. Sinana und tamana umfassen jeweils fünf Funktionen und sind nur nach weiblich und männlich getrennt. Alle Kinder all dieser „Mütter“ sinana und der „Väter“ tamana haben als gemeinsame Kinder dieselbe Bezeichnung tasina bzw. nuuna. In der Generation der Söhne und Töchter gibt es verständlicherweise eine Sicht vom männlichen und eine vom weiblichen Standpunkt aus. Die Enkel sind die wiedergeborenen Großeltern und heißen deshalb genau so wie diese. Die Horde der Dobus ist endogam und reproduziert sich jeweils selbst. Es gibt aber (anders als in Engels Urhorde) klare Generationengrenzen, es findet kein regelloser Geschlechtsverkehr statt, d.h. das Inzesttabu bildet eine Generationsschranke.

Wenn eine derartige Horde zahlenmäßig anwächst, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten, um aus einem Engpass herauszukommen. Entweder ein Teil der Horde spaltet sich ab und wandert in andere Regionen (ein Vorgang, der in der Frühzeit der Menschen, schon beim homo erectus oft vorgekommen sein muss.) Oder die Horde teilt sich, bleibt aber doch zusammen und bildet dann einen Stamm mit zwei Clans. Durch nochmalige Teilung kann er in vier Teilstämme, die dann Phatrien genannt werden, zerfallen. Da die zwei Clans aus einem Urstamm hervorgingen, ist es nötig, um nicht Inzestbeziehungen entstehen zu lassen (die ja schon in der Urhorde des Generationssystems verpönt waren), die sexuellen Beziehungen zwischen den beiden miteinander verwandten Clans (oder den vier Phatrien) klar rituell zu regeln. Jetzt darf innerhalb (endon) des Clans nicht geheiratet werden, sondern jeweils eine Tochter des Bruders der Mutter aus dem einen Clan heiratet den Sohn der Schwester des Vaters aus dem anderen Clan. Man nennt diese Praxis Kreuzvetternehe. Da immer der Ehepartner aus dem anderen Clan genommen wird, heißt diese Art zu heiraten exogam. (Von exon = nach außen). Selbstverständlich bleibt auch hier die Generationenschranke erhalten.

Bei Stämmen, die diese Heiratsordnung in der Urform haben, kann man schon in der Verwandtschaftsterminologie den Fortschritt gegenüber dem klassifikatorischen System Typ 1, erkennen. Denn dieses neue System, das als klassifikatorisches System Typ 2 oder Irokesensystem bezeichnet wird, bildet die Exogamie der beiden Teilstämme oder Clans ab, da beim Typ 2 jede Kategorie des Typs 1 noch einmal unterteilt wird. Alle Verwandten werden nach dem Gesichtspunkt klassifiziert, ob sie zur Gruppe des Sprechers oder einer anderen gehören. Jetzt werden z.B. die Vaterfiguren unterteilt in Vater, Vaterbruder und Gatte der Mutterschwester einerseits und Mutterbruder, Gatte der Vaterschwester, Schwiegervater andererseits. Das ist logisch. Wenn nämlich der Sohn der Vaterschwester aus dem einen Clan die Tochter des Mutterbruders aus dem anderen Clan heiratet, dann ist für den Sohn der Mutterbruder der Schwiegervater und für die Tochter die Vaterschwester die Schwiegermutter, weshalb die jeweiligen Begriffe miteinander in eins gesetzt werden.

Ein Beispiel für das klassifikatorische System Typ 2 sind die in Australien lebenden Urubunna. Ich bitte die Tabelle 2 anzuschauen.

Tabelle 2

Die Nomenklatur der Verwandtschaft  
Klassifikatorisches System Typ II
URUBUNNA als Beispiel für exogame Clans

thunthi{Muttervater} nowillie{Vatermutter} kadnini{Muttermutter, Vatervater}
nia{Vater, Vaterbruder, Gatte der Mutter-schwester} nowillie{Vaterschwester, Gattin des Mutterbruders, Schwiegermutter} luka{Mutter, Mutterschwester, Gattin des Vater-bruders} kawkula{Mutterbruder, Gatte der Vaterschwester, Schwiegervater}
nupa{Tochter des Mutterbruders ,Tochter der Vaterschwester, Schwägerin} wittewa{Sohn der Vaterschwester, Sohn des Mutterbruders, Schwager}

Ego-Generation

kupuka{Schwester (kakua),Bruder (nuthie), Sohn des Vaterbruders (nuthie), Tochter des Vaterbruders (kakua), Sohn der Mutterschwester (nuthie), Tochter der Mutterschwester (kakua)}
thidnurra{Schwestersohn (ms), Schwestertochter (ms), Brudersohn (ws), Brudertochter (ws), Schwiegersohn, Schwiegertochter} biaka{Tochter, Sohn, Schwestersohn (ws), Schwestertochter (ws), Brudersohn (ms), Brudertochter (ms)}
thunthi{Tochtertochter, Tochtersohn} kadnini{Sohnestochter, Sohnessohn}

Wie man sieht, ist das System bei den Urubunna im Vergleich zu den Dobu jetzt unterteilt. Der entsprechende Ausdruck für die „Mütter“ bei den Dobus sinana heißt jetzt bei den Urubunna luka und kawkula, ist also geteilt und zwar so, dass sofort klar ist, wie die exogame Heiratsregel eingehalten werden kann. Das betrifft auch die Ausdrücke für die „Väter“ und andere Begriffe. Auch die Bezeichnungen für die Großeltern und Enkel sind jetzt den beiden Clanen (von der Mutter und vom Vater) entsprechend aufgeteilt.

Das klassifikatorische System Typ 2 wie bei den Urubunna ist deshalb gegenüber dem Generationenysytem fortgeschritten, weil durch die Teilung der (Ur)-Horde, die Möglichkeit von Clanbildungen und Kreuzvetterehen besteht, das Inzesttabu aus der Zeit des alten Generationensystems weiter eingehalten   und zugleich die Variabilität der Gene erhöht werden kann.

Dem klassifikatorischen System Typ 2 begegnen wir in historischer Zeit in Australien, Polynesien, Indien, Nordamerika und Afrika. Es fällt nun auf, dass Europa weder bei dem klassifikatorischen System Typ 1 noch Typ 2 genannt ist. Gibt es in Europa kein klassifikatorisches System? Nein, aber früher gab es dieses System auch hier. Bei einer genauen linguistischen Analyse der Verwandtschaftsterminologien der Sprachen der indoeuropäischen Sprachgruppe, die ja vorwiegend europäisch ist, ist es möglich, das ursprünglich allen gemeinsame älteste Verwandtschaftssystem, das der indoeuropäischen Ursprache zu rekonstruieren. Und dieses entspricht dem klassifikatorischen System Typ 2, wie es bei den Urubunnas in Australien vorherrschte. Das heißt aber, die Urubunnas der Jetztzeit, deren Vorfahren vor circa 40.000 Jahren nach Australien eingewandert sind und die vor circa 4.000 bis 5.000 Jahren lebenden Indoeuropäer benutzten die gleiche Verwandtschaftsterminologie, was belegt, dass unsere indoeuropäischen Vorfahren auch in exogamen Clans lebten und von einer endogamen Urhorde abstammten. Zugleich belegt es das hohe Alter dieses Verwandtschaftssystems. Die nächste Tabelle zeigt das indoeuropäische Verwandtschaftssystem. Ich ordne es wie das der Urbunnas an. Es müsste aber eigentlich umorganisiert werden, da die Indoeuropäer patrilokal organisiert waren.

Tabelle 3

Die Nomenklatur der Verwandtschaft
Das klassifikatorische System Typ 2
Die indoeuropäische Verwandtschaftsnomenklatur als zweites Beispiel für exogame Clans

auos{Muttervater} auia{Vatermutter} ana{Muttermutter, Schwester des Vaters des Vaters} auos{Vatersvater}
pater{Vater, Vaterbruder, Gatte der Mutterschwester} suekrus{Vaterschwester, Gattin des Mutterbruders, Schwiegermutter} mater{Mutter, Mutterschwester, Gattin des Vaterbruders} suekuros{Mutterbruder;Gatte der Vaterschwester, Schwiegervater}
g(e)lou{Tochter des Mutterbruders, Tochter der Vaterschwester, Schwägerin} daiuer{Sohn derVaterschwester, Sohn des Mutterbruders Schwager} suesor{Schwester, Tochter des Vaterbruders, Tochter der Vaterschwester}
Ego-Generation
bhrater{Bruder, Sohn des Vaterbruders, Sohn der Mutterschwester}
geme-{Brudersohn (ws), Schwestersohn (ms), Schwiegersohn} snusos{Schwestertochter (ms), Brudertochter (ws),Schwiegertochter} dhughter{Tochter, Brudertochter (ms), Schwestertochter (ws)} sunus{Sohn, Brudersohn (ms), Schwestersohn (ws)}
anepotia{Tochtertochter} anepotios{Tochtersohn} anepotia{Sohnestochter} anepotios{Sohnessohn}

Wie man sieht, ist das indoeuropäische Verwandtschaftssystem, das Linguisten aus den Einzelsprachen rekonstruieren konnten, dem System der Urubunna sehr ähnlich. Ich habe hier aus schreibtechnischen Gründen Akzente und Vokallängen fortgelassen. Ein Unterschied des indoeuropäischen Systems zu dem der Urubunna ist sofort zu erkennen und zeigt an, dass das indoeuropäische System schon fortgeschrittener war. Großeltern und Enkel haben nämlich nicht mehr die gleiche Bezeichnung. Bei den Wörtern für die Großeltern ist „auos“ offensichtlich noch sehr altertümlich. Denn auos bezeichnet den Vater des Vaters, der zugleich im klassifikatorischen Sinn der Bruder der Mutter der Mutter ist. Auia ist dazu die weibliche Form, während ana ursprünglich wohl ein Kosewort ist. Die Fortentwicklung von anepotios in den Tochtersprachen des Indoeuropäischen zeigt, dass auch dieses Wort schon doppeldeutig ist, denn es wird sowohl als Enkel als auch als Neffe verwendet, Und die weitere Entwicklung der Wörter suekuros, suekrus, daiuer und g(e)lou weist daraufhin, dass diese Wörter im Indoeuropäischen schon nicht mehr nur klassifikatorisch, sondern schon deskriptiv verwendet wurden.

Die weitere Entwicklung war nämlich dadurch bestimmt, dass das indoeuropäische, auf Clanen und Phatrien beruhende, exogame Stammessystem immer mehr zerfiel und sich bei den Tochterstämmen zu unterschiedlichen Zeiten unter Zusammenschluss mehrerer Stämme als Staat neu organisierte. Das führte zum Verfall des klassifikatorischen Verwandtschaftssystems. Ursprünglich waren die geschlechtlichen Beziehungen in urtümlichen endogamen Horden und exogamen Stämmen kollektiv. Nicht ein Mann heiratete eine Frau, sondern mehrere Männer heirateten mehrere Frauen. Bei Verfall des klassifikatorischen Systems der Indoeuropäer entstanden qualitativ neuartige, nämlich individuelle Beziehungen. Die Familie war geboren mit Mutter, Vater und Kindern, bei Erweiterung als Großfamilie auch mit Großeltern und Enkeln. Diese Ausdrücke „Mutter“, „Vater“ usw. bezeichnen jetzt individuelle Funktionen. Um dadurch neue ,im klassifikatorischen Familiensystem nicht nötige Verwandtschaftsbezeichnungen definieren zu können, gab man den schon vorhandenen Bezeichnungen beschreibende = deskriptive, also erklärende Zusätze bei, weshalb die ganze, neu entstandene Verwandtschaftsterminologie jetzt deskriptiv genannt wird. Manche Ausdrücke mussten so je nach Sprache wie im Deutschen „Schwieger-Mutter“ durch Zusammenfügen zweier schon vorhandener Wörter oder wie im Englischen bei dem Wort „mother-in-law“ durch beschreibende Zusätze neu geprägt werden.

In der lateinischen, in dieser Hinsicht noch sehr altertümlichen, Verwandtschaftsterminologie ist die Umwandlung vom klassifikatorischen zum deskriptiven System noch gut zu erkennen, wie die folgende Tabelle zeigt.

Tabelle 4

Die Nomenklatur der Verwandtschaft
LATEIN als Beispiel des Überganges vom klassifikatorischen
System Typ 2 zum deskriptiven System

avus{Vatersvater,   Muttersvater} avia{Vatersmutter, Mutter der Mutter}
pater{Vater}                                         mater{Mutter}
patruus{Vatersbruder}                     martertera{Mutterschwester}
amita{Vatersschwester}                    avonculus{Mutterbruder}                                 socer{Schwiegervater}                       socrus{Schwiegermutter}
frater{Bruder, Sohn des Vaterbruders, Sohn der Mutterschwester}
frater patruelis{Sohn des Bruders des Vaters}
frater consobrinus{Sohn der Schwester der Mutter}
soror{Schwester, Tochter des Vaterbruders, Tochter der Mutterschwester}
soror patruelis{Tochter des Bruders des Vaters}
soror consobrina{Tochter der Schwester der Muter}
levir {Schwager}
glos{Schwägerin}

Ego-Generation

filius {Sohn}
filia {Tochter}
nepos{Brudersohn (ms), Schwestersohn (ws), Brudersohn (ws), Schwestersohn(ws), Brudertochter (ms), Schwestertochter (ws), Brudertochter (ws), Schwestertochter (ms)}
gener{Schwiegersohn}
nurus {Schwiegertochter}
nepos{Sohnessohn, Tochtersohn, Sohnestochter, Tochtertochter}

Das Wort frater ist jetzt nicht mehr ausreichend. Will man den leiblichen Bruder bezeichnen, sagt man frater (missverständlich) oder genauer frater germanus = richtiger Bruder im Unterschied zu den Vettern, die als Sohn des Vaterbruders den Zusatz patruelis und als Sohn der Mutterschwester consobrinus bekommen. Der Zusatz patruelis leitet sich natürlich von patruus = Vatersbruder ab, ein Wort, das ähnlich wie matertera eine Erweiterung des Stammes pater (mater) darstellt. Dies ist nötig geworden, weil das Wort pater jetzt nur noch den leiblichen, biologischen Vater meint ähnlich wie mater die biologische Mutter. Die Römer haben die indoeuropäischen Wörter für Sohn und Tochter verloren und als filius (wahrscheinlich „der Säugling“) und filia neu gebildet. Das Wort avonculus = Mutterbruder ist eine Erweiterung von avus. Im Indoeuropäischen war auos der Bruder der Mutter der Mutter. Die Verkürzung hiervon zu Bruder der Mutter und damit das Verschieben in eine andere Generation entspricht im Latein eine Erweiterung der Wortwurzel. Das indoeuropäische anepotios wird teilweise auch um eine Generation verschoben und meint die Neffen und Enkel.

Hier wird deutlich, dass das Latein versucht, über eine deskriptive Klärung der Familienbezeichnungen eine noch nicht gelungene Individualisierung der Familie herbeizuführen. Am ehesten ist das bei den Ausdrücken pater (Vater), mater (Mutter), sowie den neugebildeten Wörtern filius (Sohn) und filia (Tochter) gelungen.

Viel weiter geht dabei ein anderes Kind der indoeuropäischen Ursprache, das moderne Deutsch, wie die folgende Tabelle zeigt

 Tabelle 5

Die Nomenklatur der Verwandtschaft
DEUTSCH als Beispiel für ein modernes deskriptives Familiensystem

Großvater{Vatersvater, Muttersvater}         Großmutter{Vatersmutter, Muttersmutter}
Vater{Vater}
Mutter
{Mutter}
Onkel{Vaterbruder, Mutterbruder, Gatte der Mutterschwester, Gatte der Vaterschwester}
Tante{Vaterschwester, Mutterschwester, Gattin des Vaterbruders, Gattin des Mutterbruders}
Schwiegervater{Vater der Ehefrau, Vater des Ehemannes}
Schwiegermutter{Mutter der Ehefrau, Mutter des Ehemannes}
Bruder{Bruder}
Schwester {Schwester}
Cousin oder Vetter{Sohn des Vaterbruders, Sohn der Vaterschwester, Sohn des Mutterbruders, Sohn der Mutterschwester}
Cousine{Tochter des Vaterbruders, Tochter der Vaterschwester, Tochter des Mutterbruders, Tochter der Mutterschwester}
Schwager
{Mann der Schwester}
Schwägerin {Frau des Bruders}

Ego-Generation

Sohn{Sohn}
Tochter{Tochter}
Neffe{Brudersohn, Schwestersohn}
Nichte{Brudertochter, Schwestertochter}
Schwiegersohn{Ehemann der Tochter}
Schwiegertochter{Frau des Sohnes}
Enkel{Sohnessohn, Tochtersohn}
Enkelin{Sohnestochter, Tochtertochter}

Jetzt ist die Kernfamilie voll beschrieben. Alle Mitglieder der Kernfamilie haben nur noch ein Element in der Klammer. Die Mutter ist jetzt die leibliche Mutter und sonst nichts mehr. Ebenso der Vater, Ego, der Bruder, die Schwester, der Sohn und die Tochter. Auch Schwager und Schwägerin werden so behandelt. Alle anderen Verwandtschaftsbezeichnungen sind mindestens zweideutig (Großvater = Vatersvater, Muttersvater). Hier ist Eindeutigkeit nicht unbedingt nötig, aber es muss klar sein, wer mein Vater, wer meine Mutter oder wer mein Sohn und wer meine Tochter ist.

Früher gab es ein reichhaltigeres Verwandtschaftssystem des Deutschen. Es hat noch viele alte Elemente. Damals hieß der Großvater der Ahne. Das Wort Enkel (ursprünglich enichli) war abgeleitet von anicho= Großväterchen und bedeutete der kleine Ahne. Die Enkelkinder hießen auch Tichter. Noch Luther benutzte für Enkel auch den Ausdruck Neffe. Ohm oder Oheim war der Mutterbruder wie Muhme die Mutterschwester. Der Schwäher war der Schwiegervater, die Schwieger die Schwiegermutter. Der Sohn des Schwähers war der Schwager. Eidam hieß der Schwiegersohn wie Schnur die Schwiegertochter. Der Sohn hieß lokal auch Knecht wie der Enkel Knechtlein, und die Enkelin war eine Kleintochter. Und die Base war die Vaterschwester, bedeutete aber auch (Mozarts Bäslein!) die Cousine.[viii]

Schon immer haben Frauen als Mütter Kinder geboren. Diese Tatsache wurde spätestens bei der Spaltung der Urhorden in Clans für den Aufbau der Sozialstruktur wichtig. Denn auch wenn sich der Stamm oder Teilstamm auf totemistische Ahnen zurückführte, so war doch die Abstammung von der Mutter sichtbar und damit konkret. Aber George Thomson zitiert einen Bericht Kleintitschens über einen Eingeborenen Neubritanniens, der sich rühmte, drei Mütter zu haben, die ebenfalls versicherten: „Alle drei haben wir ihn geboren.[ix] Die Geburt eines Kindes konnte also ein derart kollektives Erlebnis sein, dass mehrere Mütter sich als gemeinsame Mütter eines Kindes betrachteten. Trotzdem scheint es bei dem aus dem Paläolithikum stammenden und mit dem Totemismus verknüpften klassifikatorischen Verwandtschaftssystem nicht eigentlich um die biologische Funktion „Mutter“ zu gehen, weshalb der Kulturanthropologe Frank Vivelo schreibt, dass totemistische Verwandte „nicht wirklich biologisch miteinander verwandt sind.[x] Aber dennoch war die biologische Funktion “ Mutter“ den Urvölkern bekannt und in den klassifikatorischen Systemen unbewußt angelegt. Aber erst als die biologische Funktion „Vater“ voll erkannt war und nun im deskriptiven System auch einen eingeengten biologischen Begriff bedeutete, war auch die biologische Funktion „Mutter“ begrifflich voll erfasst und konnte jetzt auf die Kernfamilie bezogen werden.

In verschiedenen Teilen Eurasiens war mit der Erkenntnis der biologischen Funktion „Vater“ die Möglichkeit gegeben, mehr oder weniger ausgeprägte patriarchalische Gesellschaftsstrukturen zu entwickeln. Für Europa war die Verbindung zweier Traditionsketten prägend. In der griechisch-römischen Antike hatte besonders Rom ein ausgeprägtes Patriarchat. Die andere Tradition ist das Christentum, das das patriarchalisch strukturierte Judentum zur Grundlage hatte.

Besonders das Gebot: “ Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird“ ist sehr prägend, weshalb auch heute noch viele europäische Menschen, auch Forscher und Politiker, glauben, dass Vater, Mutter und Kinder natürlicherweise zusammen eine „Familie“ ausmachen. Dabei ist auch klar, dass Frauen als Gebärerinnen Mütter sind. Aber schon die alten Römer wußten, dass entsprechend dem lateinischen Satz „pater incertus est“ der Vater immer unsicher ist, da auch andere Männer als Zeuger in Frage kommen. Deshalb muss im Patriarchat der Vater erst „festgestellt“ werden, wenn an der Vaterschaft Zweifel bestehen. Dabei ist die Vaterschaft biologisch an den Samen und damit an die Insemination gebunden, weshalb der inzwischen aufgehobene ehemalige Paragraph 1600 o Abs. I BGB bestimmte: „Als Vater ist der Mann festzustellen, der das Kind gezeugt hat“.

Bevor wir weitergehen, möchte ich noch einmal die bisherigen Ergebnisse zusammenfassen. Der moderne Mensch homo sapiens sapiens ist vor circa 100.000 bis 200.000 Jahren in Ost-Afrika entstanden und hat sich seitdem über den Erdball verbreitet. Er hat aus Afrika seine Horden und die auf Clanen beruhende Stammesstruktur mitgebracht. Ähnlich wie es über Genanalysen und linguistische Untersuchungen möglich ist, die Evolution der Menschen nachzuvollziehen, kann man dies auch mit Familienstrukturen tun. Dabei muss die älteste Familienstruktur nicht in Afrika vorkommen. Das älteste historisch noch vorkommende Familiensystem wäre danach das Generationensystem   wie bei den Dobus. Von diesem klassifikatorischen System Typ 1 über den Typ 2 bis zum modernen deskriptiven System kann man eine klare Entwicklung erkennen, wobei für die europäischen Sprachen das Indoeuropäische das klassifikatorische System Typ 2 vertritt, aus dessen Zerfall die deskriptiven späteren Familiensysteme entstanden. Zugleich mit dieser Entwicklung werden die ursprünglich kollektiven Familienbeziehungen immer mehr individualisiert und auf die „biologische“ Funktion (Gebären und Samengeben) bezogen. Dabei ist klar, dass die Mutter als Gebärerin feststeht, während der Vater immer ein anderer sein kann, diese Funktion somit abgeleitet ist. Die moderne Familie ist aber als Kernfamilie von der Mutter und vom Vater abhängig und bezieht auch Sohn, Tochter, Ego, Bruder und Schwester mit ein. Diese Familienstruktur, die sich historisch herausentwickelt hat, erscheint uns aufgrund der klaren Struktur und der Eindeutigkeit der Begriffe als die Normalform und macht das aus, was wir meinen, wenn wir „Familie“ sagen.

VOM VATER ZUR LEASING MOTHER

Etwa um 1760 begann die Moderne. Seitdem setzte ein sich ständig beschleunigender sozialer und kulturell-technischer Wandel ein, der uns eine „vaterlose“ Gesellschaft beschert hat und jetzt zunehmend auch an dem Fundamentalbegriff „Mutter“ rüttelt. In diesem Zusammenhang sind hier Forschungen zur später. Denn Gregor Mendel veröffentlichte seine Untersuchungen zur Kreuzung von Pflanzen im Jahre 1865.[xi]   Damals war trotz Darwin das geistige Klima noch nicht auf seine Entdeckung vorbereitet. Deshalb musste sie um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert neu entdeckt werden. Mit Darwins Untersuchungen war aber das Zeitalter der Genetik eingeleitet. 1906 wurde der Begriff Genetik zum ersten mal verwendet.[xii] 1944 formulierte Erwin Schrödinger die Idee eines genetischen Codes.[xiii] 1953 erkannten James Watson und Francis Crick in der Doppelhelix das räumliche Modell der DNA.[xiv] 1956 wurde die Zahl der menschlichen Chromosomen ermittelt.[xv] Danach wurde 1973 das erste Bakterium durch Übertragung von Frosch-DNA-Bruchstücken genetisch verändert und 1977 das erste menschliche Gen geklont.[xvi] Wir erleben derzeit den erfolgreichen Abschluss des Human Genome Projektes.

Schon um 1780 untersuchte der Italiener Lazzaro Spallanzani durch Versuche mit Hunden, Fröschen und Kröten durch künstliche Befruchtung die Rolle der männlichen Spermien.[xvii] Er bewies die Notwendigkeit der Samenflüssigkeit für die Befruchtung (ohne die Bedeutung der Spermatozoen zu erkennen) und erreichte, dass eine Hündin im Jahre 1780 nach einer künstlichen Besamung drei Welpen warf. [xviii] 1875 beobachtete Oscar Hertwig an den durchsichtigen Eiern von Seeigeln erstmals die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle[xix], nachdem kurz vorher der Heidelberger Otto Bütschli das Eindringen eines Samenfadens gesehen hatte, ohne dieses Ereignis richtig zu deuten.[xx] 1878 gelang S.L. Schenk die erste Befruchtung von Säugetiereiern außerhalb des Muttertiers, zwar nicht in vitro, aber doch auf einem Stück Gebärmutterschleimhaut.[xxi] 1944 befruchten die Amerikaner John Rock und M.F. Menkin erstmals menschliche Eizellen im Reagenzglas.[xxii] 1952 gebiert eine mit gefrorenem Stier-Sperma befruchtete Kuh ein gesundes Kalb.[xxiii] Ebenfalls 1952 gelingt die Klonierung von Fröschen mit Kerntransfer aus den Zellen einer jungen Kaulquappe.[xxiv] Schon 1953 werden tiefgefrorenes Spermien zur künstlichen Befruchtung einer Frau benutzt.[xxv] 1959 gelingt Min-Chue Chang in den USA beim Kaninchen die erste In-Vitro-Fertilisation eine Säugetiers, aus dem lebende Junge hervorgehen.[xxvi] 1972 gelingt es, lebende Mäuse aus gefrorenen Mäuseembryonen entstehen zu lassen. [xxvii]   Und 1978 wird in England Louise Brown geboren, das erste in vitro gezeugte Kind.

Während die ersten Tierversuche und Forschungen der Genetiker, Tierphysiologen, Gynäkologen, Mikrobiologen, Zellularphysiologen und anderer Mediziner und Wissenschaftler dazu dienten, grundlegende Kenntnisse über die Lebensvorgänge zu bekommen, (z. B: bei den Fragen: Was ist Zeugung? Ist im Ei schon der ganze Mensch enthalten oder bedarf es dazu des Samens? Welches sind die Erbfaktoren?) verknüpften sich einerseits im Laufe der Zeit genetische Fragen mit denen der Fortpflanzung, anderseits bezog man diese Fragen immer mehr auf Menschen und revolutionierte damit die menschliche Fortpflanzung, die Frage, was ein Mensch ist, die Familie und Verwandtschaftsbegriffe, aber auch die Grenzen von Leben und Tod.

Denn die oben genannten und weitere, seit der Geburt von Louise Brown entwickelte Techniken gerieten nach und nach in die Hände von Reproduktionsmedizinern und Ärzten, die sich Heilung von genetischen Krankheiten erhofften. Den Reproduktionsmedizinern ging es um die Behebung von mangelnder Fertilisation. Deren Ursachen können beim Mann und/oder der Frau liegen. Um die Fertilisation von Frauen wiederherzustellen, sind inzwischen sehr unterschiedliche technische Verfahren entwickelt worden. Biologische Fortpflanzung bei Menschen findet seitdem nicht mehr in jedem Falle im „Natursprung“, d.h. durch normalen Beischlaf stand, sondern kann auch durch GZ = gezielte Paarung künstlich vollzogen werden. Die Retorte ersetzt dann das Bett.

Schon bei jedem normalen Beischlaf wird Familienplanung betrieben. Wie die Fernsehsendung „Das Tier Mensch. Die Biologie der Liebe“[xxviii] berichtete, taucht bei jedem Beischlaf die Frau den Muttermund mehrfach in den ejakulierten Samen des Beischläfers. Dabei kann sie unbewusst steuern, ob sie den Samen durch das Eintauchen aufnehmen will oder nicht. Andererseits kämpfen   nicht einfach Millionen Spermien eines Beischläfers miteinander um eine Eizelle, sondern die Millionen von Spermien verhalten sich wie ein Heer, das zusammensteht. Während ein Teil der Spermien Richtung Eizelle unterwegs ist, geht ein anderer Teil in Front. Wenn in der Scheide Sperma eines anderen Mannes ist, fressen nach einem biochemischen Abwehrkampf ein Teil der Spermien die fremden Spermien auf, während andere durch Verschlingung ihrer Schwänze eine Barriere bilden, durch die nur eigene Spermien durchgelassen werden. Ein Mann, der erwartet, dass die Frau auch andere Liebhaber hat, soll unbewusst durch die Beeinflussung der Zahl dieser Abwehrspermien seinen Befruchtungserfolg erhöhen können. Grund soll sein, dass Untreue immer vorkommt.

Wenn ein Mann oder eine Frau fruchtbar ist und fremdgeht, ist er /sie natürlich bei eingetretener Schwangerschaft der Vater oder die Mutter des entstandenen Kindes. Schon seit der ersten künstlichen Befruchtung einer Frau mit tiefgefrorenem Sperma 1953 hat sich auch beim Menschen die Technik der künstlichen Insemination durchgesetzt. Wenn der ejakulierte und aufbereitete Samen des Ehemannes vom Gynäkologen der Frau künstlich in die Scheide oder den Uterus mittels einer Kanüle eingegeben wird, spricht man von homologer Insemination, d.h., der künstlich eingegebene Samen stammt vom Ehemann. Bei der heterologen Insemination lässt sich eine Frau statt des ungenügenden oder unbrauchbaren Samens ihres Ehemannes das Ejakulat fremder Männer künstlich inseminieren. Üblicherweise, wenn auch nicht in Deutschland, mischt man den Samen mehrerer Männer, bereitet also einen „Samencoctail“ und sagt der Frau, sie solle mit ihrem Mann schlafen, um bei eingetretener Schwangerschaft den Samenspender anonym bleiben zu lassen, der Frau aber zugleich das Gefühl zu geben, das Kind könne doch von ihrem Mann stammen. Möglich wäre natürlich auch die heterologe Insemination mit dem Samen des Bruders oder eines anderen männlichen Verwandten ihres Mannes, wodurch eine teilweise genetische Verwandtschaft mit ihrem Mann gesichert wäre. Auch eine Jungfrau kann so Mutter werden, wie 1991 in Birmingham geschehen.[xxix]

Bei der heterologen Insemination ist der Samenspender anonym. Wer ist bei der heterologen Insemination der Vater? Vor kurzem wurde aus den USA gemeldet, dass ein Gynäkologe, der die heterologe Insemination vornahm, illegal und unethisch dafür seinen eigenen masturbierten Samen benutzte und sich damit selber künstlich Kinder zeugte.[xxx] Hier wird das Problem ganz deutlich. In der Situation einer homologen oder heterologen Insemination ist der Gynäkologe derjenige, welcher der Frau Samen in die Scheide/Gebärmutter spritzt, egal ob er seinen eigenen Samen, den des Ehemannes der Frau oder Fremdsamen benutzt. Entsprechend dem alten § 1600 o BGB müsste er als Vater des gezeugten Kindes noch vor den Männern, von denen der heterologe Samen stammt, in Betracht kommen. Ist der Arzt, der die heterologe Insemination vornimmt, aber kein Gynäkologe, sondern eine Gynäkologin, so ist der Zeuger und damit der Vater des heterolog gezeugten Kindes eine Frau.

Mit der Geburt von Louise Brown, dem ersten „Retortenbaby“ 1978 hatten die Forscher Edwards und Streptoe einen Durchbruch erzielt. Zum ersten mal war beim Menschen eine In- Vitro-Fertilisation (IVF) mit Embryotransfer (ET) gelungen. Fünf Jahre zuvor war, wie schon erwähnt, das erste Bakterium durch Übertragung von Frosch- DNA genetisch verändert worden. Bei dem Bakterium handelte es sich um Escherichia Coli. Die Forscher brachten die Frosch- DNA in das Plasmid von Escherichia ein und erreichten so, dass sich die Frosch- DNA in einem Bakterium vermehrte. Damit waren die Schranken, die biologische Wesen natürlicherweise trennen, überschritten, weil jetzt und mit den Folgetechnologien künstliche und natürliche DNA aller Arten frei verfügbar wurde. Zugleich war mit dem ersten Retortenbaby der Weg frei für das Überschreiten von Schranken ganz anderer Art, wie ich sie hier schildern will. Diese merkwürdige zeitliche Beziehung ist kein Zufall, denn von jetzt an war die Fertilitäts- und Genforschung in ihrer Anwendung auf den Menschen endgültig zusammengerückt.

Ich möchte die weitere Entwicklung an verschiedenen Beispielen schildern. Beginnen wir mit der In-Vitro-Fertilisation. Meist wird eine derartige Technik benützt, um einer Frau, die wegen verklebter Eileiter nicht natürlich empfangen kann (obwohl sie bei erfolgreicher Empfängnis und

Nidation des Embryos gebären könnte), auf künstlichem Wege zu einem Kind zu verhelfen. Für diesen Zweck überlisten die Ärzte die Natur und umgehen die verklebten Eileiter. Sie versetzten die Frau hormonell in einen „superovulativen“ Zustand, wodurch bei der Frau gleichzeitig mehrere Eier reifen. Durch einen Schnitt in die Bauchdecke saugen die Gynäkologen diese Eier ab und befruchten sie in der Petry-Schale mit dem masturbierten oder vorher wieder aufgetauten Samen des Mannes der Frau. Nach der Befruchtung „in vitro“ wird der künstlich entstandene Embryo der Frau durch eine Spritze vom Gynäkologen in den Uterus eingegeben. Hier kann sich nach der Nidation des Embryos eine normale Schwangerschaft entwickeln, die dann wie üblich ausgetragen werden kann. Eine derartige Technik wurde vorher schon lange in der Tierzucht eingesetzt. Ich möchte die Konsequenzen dieser Technologie für den Menschen hier unter einem Gesichtspunkt betrachten.

Diese IVF in Kombination mit dem Embryotransfer ist innerhalb der Techniken der Reproduktionsmedizin diejenige, welche, wenn auch unbemerkt, das geistige Klima am deutlichsten verändert hat. Denn diese Technik erlaubt, die menschliche Zeugung zu manipulieren, indem sowohl an Spermien und Eiern, als auch an Embryonen herumexperimentiert wird.

Als erstes ist bei der IVF die Situation der heterologen Insemination gleich mehrfach verschärft. Erstens kann ähnlich wie bei der heterologen Insemination jeder Samenspender Vater werden. Es kann zur versehentlichen Vertauschung des Samens kommen. Es ist aber auch möglich, dass der Samen bewusst vertauscht wird. Zum ersten mal in der Geschichte der Menschheit ist aber durch die in-vitro-Fertilisation der alte lateinische Satz „mater semper certa est“ = die Mutter ist immer sicher“ außer Kraft getreten, und der Spruch „Mater est incerta = „die Mutter ist unsicher“ möglich geworden. Denn die zur Empfängnis „in-vitro“ verwendeten Eier können von jeder möglichen Frau und müssen nicht mehr von der Gebärenden selbst stammen.1983 wurde ein gesundes Kind geboren, nachdem einer Frau ein fremdes, mit dem Sperma des Ehemannes befruchtetes Ei , ein sogenanntes Spenderinnen- Ei, eingepflanzt worden war.[xxxi]   Der Vorgang der Befruchtung ist jetzt (wie bei Fischen und Amphibien) nach außen verlagert. Beim Embryotransfer (ET) nach der künstlichen Zeugung ist es möglich, Fremdembryos zu verwenden. Die äußeren Geschlechtsteile der Frau werden nicht mehr bei der Zeugung, sondern erst zum Zwecke des Embryotransfers nach der Zeugung „in-vitro“ berührt. Der ausführende Gynäkologe könnte die abgesaugten Eier seiner Frau, Tochter, Schwester oder Mutter, eine Gynäkologin evtl. ihre eigenen vorher abgesaugten Eier verwenden. Diese Gynäkologin könnte als Eispenderin und (bei entsprechender rechtlicher Würdigung) als diejenige, welche die Befruchtung vornimmt, gleichzeitig Eimutter und Vater werden. Da die Eimutter mit der austragenden Mutter nicht mehr identisch sein muss, ist der Weg von der „natürlichen Mutter“ zur Leihmutter/Mietmutter/Surrogatmutter/leasing mother frei. Die ersten Babys von leasing Müttern waren schon Anfang 1984 in Australien und den USA geboren worden.[xxxii]

Eine Leihmutter ist dann sinnvoll, wenn eine Frau keinen Uterus mehr hat, aber mit ihren Eizellen Kinder haben will. Die Amerikanerin Christa Uchytil ließ, weil sie keinen Uterus mehr hatte, ihre Kinder mit dem Samen ihres Mannes von ihrer Mutter austragen.[xxxiii] Noch 1993 sprach das Oberste Gericht im US-Bundesstaat einer leasing mother, die für 10.000 Dollar ein Kind austrug, jegliches Mutterrecht ab.[xxxiv] Manchmal kommt es zu einem Konflikt zwischen Eimutter und leasing mother. So weigerte sich 1986 eine Leihmutter in den USA, das für eine auftraggebende Eimutter ausgetragene Kind an diese abzugeben.[xxxv]

Schon 1988 soll der australische Medizinrechtler Paul Gerber vorgeschlagen haben, hirntote junge Mütter als Leihmutter zu verwenden. Vor diesem Vorschlag hatten 1984 bis 1991 schon mehrere hirntote Frauen postmortal Kinder bekommen. Diese Kinder kamen fünf Wochen bis 3 Monate nach dem Hirntod ihrer Mütter zur Welt. Bekannt geworden ist dann das „Erlanger Baby“, das erst ein fünfzehn Wochen alter Fetus war, als der Hirntod der Mutter per Totenschein besiegelt war.[xxxvi] Mir ist nicht bekannt, ob bisher schon hirntote Frauen als leasing mother verwendet wurden.

Man kann heute einen in der Petryschale, also in vitro, gezeugten Embryo im 8-Zellen-Stadium so manipulieren, dass acht identische „Klone“, acht eineiige Achtlinge entstehen können. Wenn es sich um weibliche Embryonen handelt, gibt es folgende Möglichkeiten, sie auszutragen:

Wenn die Eimutter das von ihrem Ei stammende Embryo austrägt, bekommt sie als Eimutter ihre natürliche Tochter. Die Eimutter ist dann zugleich die genetische Mutter, Uterusmutter und soziale Mutter. Es kann aber auch die Tante mütterlicher-oder väterlicherseits austragen, dann bringt diese als leasing-mother ihre Nichte zur Welt. Oder eine Großmutter gebiert, wie in den USA schon 1993[xxxvii] und in Kanada 1995 geschehen, für ihre Tochter ihre Enkelin[xxxviii]. Oder eine Schwester gebiert ihre Schwester. Oder eine Cousine ihre Cousine. Oder irgendeine andere beliebige Frau trägt irgendein Kind einfach als Leihmutter aus.

Manchmal ist die Eimutter noch sehr unreif. Das Einfrieren von reifen Eizellen ist nämlich noch nicht sehr ausgereift.[xxxix] Der britische Forscher Gosdon in Edinburgh isolierte 1994 unreife Eier aus weiblichen Mäusefeten, brachte sie künstlich zur Reife und besamte sie in vitro. Durch Embryotransfer in weibliche Mäuse ließ er sie dann austragen.[xl]   Der Spiegel-Autor folgerte richtig, wenn man diese Technik auf Menschen übertrüge, könnten Föten aus Abtreibungen als Eispender (und männliche Föten als Samenspender) dienen und Kinder könnten geboren werden, deren biologische Mutter (weil abgetrieben) nie das Licht der Welt erblickt hätten. Natürlich könnten dann auch die Frauen, die abgetrieben hätten, ihre Enkelkinder mit den zur Reife gebrachten Eizellen ihrer abgetriebenen Töchter gebären. Und in der Tat schlug Gosdon vor, Eizellen aus abgetriebenen Föten für unfruchtbare Frauen zu nutzen.[xli] Mehrere Forschergruppen, u.a. in Lübeck arbeiten an der Kultivierung unreifer Eier und Follikel. Mit im Reagenzglas zur Reife gebrachten unreifen Follikeln der Maus kam es schon zu Trächtigkeiten und Geburten. Auch beim Menschen hat man schon solche Versuche unternommen.[xlii]

Heutzutage haben sich für Männer die Möglichkeiten, Nachkommen zu bekommen, deutlich verbessert. Einerseits ist es möglich, Sperma aufzubereiten. Diese Sperma Tuning genannte Verfahren wird angewandt, wenn ein Mann wegen verkrüppelter, infertiler Samen keine Kinder zeugen kann. Der Samen kann gesammelt, gewaschen, gefiltert, konzentriert und zentrifugiert werden, wodurch sich die nicht zeugungsfähigen, verkrüppelten Spermien von den gesunden, kräftigen absondern. Die so aufbereiteten fertilen Samen könne dann einer Frau zum Zeitpunkt des Eisprunges in den Uterus gespült werden.[xliii] Sie können aber auch zur In-Vitro-Zeugung benutzt werden. Hier sind die schon genannten Unsicherheiten der Vaterschaft zu bedenken. Es besteht aber auch die Möglichkeit, durch Anlegen eine Gummireservoirs im Hoden Samen zu sammeln, mit einer Spritze nach Bedarf abzusaugen und mit ihm „ in vitro“ zu zeugen.[xliv] Auch Männer mit Hodentumoren, Querschnittslähmungen oder andere Männer, deren Sakralmark zerstört ist, so dass der normale Sexualfunktionskreis nicht funktioniert, kann geholfen werden. Mit Hilfe der intracytoplasmatischen Spermieninjektion, der ICSI, wird ein einzelnes Spermium in der Retorte direkt in das Innere der Eizelle   injiziert.[xlv] Alle diese Techniken sind Erweiterungen der IVF.

Um einen Versuch, natürlichere Verhältnisse als bei der IVF herzustellen, handelt es sich beim GIFT, dem Gamete intrafallopian Transfer. Hier werden während einer Bauchspiegelung aus den Eierstöcken Eizellen abgesaugt und zusammen mit Samenzellen in einen intakten Eileiter übertragen, wo dann die Befruchtung stattfinden kann.[xlvi] Auch hier ist es, obwohl es sich um keine Retortenzeugung handelt, möglich, fremde Ei- und Samenzellen zu verwenden. Diese Methode liegt zwischen homo- und heterologer Insemination und IVF, weil bei der heterologen/homologen Insemination nur Samen übertragen wird, bei der GIFT wie bei der IVF aber sowohl mit Samen- als auch Eizellen gearbeitet wird.

Bekanntlich lassen sich Samen, Eizellen oder Embryos, ja sogar ganze Eierstöcke, inzwischen einfrieren und bei Bedarf auftauen. Das Einfrieren der Eizellen wurde von australischen Medizinern 1991 entwickelt, um Frauen auch nach der Menopause oder nach dem Entfernen von Eierstöcken die Möglichkeit zu geben, eine Schwangerschaft zu bekommen.[xlvii] Tatsächlich hat 1992 eine 62jährige Italienerin ein Kind geboren, das aus dem Ei einer anonymen Ei-Spenderin und dem Samen des Ehemannes der austragenden Mutter stammte.[1][xlviii]   1993 hat eine 59 Jahre alte Britin ein Kind geboren, nachdem sie sich einen Embryo einpflanzen ließ, dessen Ei von einer 20jährigen Italienerin stammte, das mit dem Samen des 45 Jahre alten Mannes der 59Jahre alten Frau befruchtet worden war.[xlix] Erst in diesem Jahr 2001 hat auch eine 62 Jahre alte Französin, die sich in den USA eine befruchtete Eizelle einsetzen ließ, einen Sohn geboren.[l] Durch das Samen-Einfrieren ist es möglich, dass sich Frauen Samen eigener Wahl, z.B. den von Nobelpreisträgern, aussucht. Auch kann sich eine Frau nach dem Tode ihres oder irgendeines anderen Mannes mit dessen vor seinem Tode eingefrorenen Samen befruchten lassen und postmortal von ihm ein Kind empfangen. 1984 gewann die Französin Corinne Parpalaix einen Prozess, in dem sie erreichte, dass eine Spermabank den eingefrorenen Samen ihres kurz vor seinem Tode geheirateten Mannes herausgab. Sie ließ sich den Samen dann künstlich eingeben, aber die künstliche Befruchtung führte zu keiner ausgetragenen Schwangerschaft.[li] 1997 kam es in Nordengland zu einer postmortalen Schwangerschaft..[lii] Ein Jahr später wurde in Sheffield ein Baby etwa vier Jahre nach dem Tode seines Vaters geboren. Als dieser wegen einer Hirnhautentzündung im Koma lag, wurde ihm das Sperma entnommen, mit dem sich seine Frau nach seinem Tod befruchten ließ. Um die Frage, ob das Kind den Namen des vier Jahre vor seiner Geburt verstorbenen Vaters tragen durfte, hat sich dann ein Rechtsstreit entbrannt.[liii] Nicht nur vor dem Tode, sondern auch danach wird Männern in Kanada und den USA auf Verlangen der Partnerin oder der Familie zum Zweck der späteren Befruchtung routinemäßig Sperma entnommen. Es ist dort „bereits weithin gängige Praxis“, und etwa ein Dutzend Kliniken verwahren das Sperma der toten Männer in ihrer Tiefkühltruhe zur späteren Verwendung auf. [liv] Es wird tatsächlich versucht, tote Zellen wieder zum Leben zu erwecken. Es ist bekannt, dass bestimmte Cyanobakterien mitunter jahrelang ohne Wasser überleben. Das machen sie durch Überzug von einem Stoff namens Glycan. Forscher isolierten das Glycan, vermischten es mit menschlichen Nierenzellen, trockneten diese Nierenzellen aus, so dass sie vertrocknet und damit tot waren. Trotzdem gelang es, diese Nierenzellen nach acht Tagen wieder zu beleben. Es ist daran gedacht, mit dieser Methode auch Samenzellen wieder zu beleben.[lv]

1999 gelang es erstmals, einen herausgenommenen und eingefrorenen Eierstock der Eierstockseigentümerin zu reimplantieren und mit Hormonen zur Produktion von Eiern zu bringen. Auch an diese Technik knüpfte sich die Hoffnung, (ähnlich wie die Entfernung eines Eierstockes in jungen Jahren) auf Möglichkeit der Empfängnis nach den Wechseljahren. Auch gilt das Entfernen des Eierstockes bei jungen Frauen und das Wiedereinpflanzen nach der Menopause als Alternative zu einer Hormontherapie.[lvi] Bei Säugetieren ist diese Eierstocksübertragung erfolgreich. Bei Menschen stellen die transplantierten Eierstöcke ihre Tätigkeit nach einigen Monaten wieder ein.[lvii]

1984 gelang in China auch eine Hodentransplantation. Ein zweiundzwanzigjähriger Mann hatte bei einem Unfall einen Teil seines Hodens eingebüßt. Daraufhin wurde ein Hoden des Vaters auf den Sohn transplantiert. Der Sohn wurde danach wieder zeugungsfähig. Seine nach der Hodentransplantation gezeugten Kinder sind zugleich seine und seines Vaters Kinder. Der junge Mann zeugt seine eigenen Kinder und Geschwister und seinem Vater Kinder und Enkelkinder. Je nachdem, wer wem Hoden spendet (ein Bruder seinem Bruder, ein Onkel seinem Neffen, ein Großvater seinem Enkel und umgedreht) sind die unterschiedlichsten Varianten denkbar.[lviii]

Ein bekannten gestorbener Fernsehprofessor verlor vor Jahren seinen Sohn bei einem Unfall. Er trennte sich später von seiner Frau (der Mutter seines tödlich verunglückten Sohnes) und heiratete die Witwe seines toten Sohnes. Hätte der Sohn seinem Vater (aus welchem Grund auch immer) vor seinem Tode einen Hoden gespendet, so hätte der Professor bei ansonsten gleichen Bedingungen mit der Witwe seines Sohnes diesem postmortal Kinder zeugen können, die zugleich seine Kinder und Enkelkinder gewesen wären.

1984 wurde in Melbourne das erste Frostie-Baby, das erste Kind aus einem gefrorenen Embryo mit dem Namen Zoe geboren. Es war nach einer In-Vitro-Fertilisation zwei Monate in flüssigem Stickstoff bei Minus 196 Grad Celsius tiefgefroren gewesen.[lix] Seitdem ist es auch denkbar, dass ein oder mehrere Embryos mit der Kryotechnik eingefroren werden und zeitversetzt, z.B. nach zwanzig Jahren von irgendeiner Frau oder gar von ihrer inzwischen 19 Jahre alt gewordenen Zwillingsschwester oder einer anderen gebärfähigen lebenden Verwandten auch nach dem Tod der Eltern und somit postmortal geboren werden. Im Januar 2001 hat eine Frau in Bonn ein gesundes Kind geboren, der eine eigene befruchtete Eizelle eingesetzt worden war, die neun Jahre lang eingefroren war.[lx]   1995 trug die Schwester eines Ehemannes einer zwei Jahre zuvor gestorbenen Frau deren Kind aus, das als Embryo kurz vor dem Tod der eigentlichen Mutter kryogefroren worden war, weil sich das Ehepaar nach langer kinderloser Ehe zur künstlichen Befruchtung entschlossen hatte[lxi]. Und 1996 entschied ein australisches Gericht, dass tiefgefrorene Embryos auch dann erbberechtigt sind, wenn ihr leiblicher Vater bei der Geburt schon gestorben ist. Ein Mann war im April 1995 gestorben, ohne ein Testament zu hinterlassen. Nach seinem Tode wollte sich seine Witwe einen Embryo einpflanzen lassen, der mit dem Samen ihres toten Mannes im Reagenzglas gezeugt und tiefgefroren worden war. Das Gericht entschied, dass der Embryo, sollte er geboren werden, rechtmäßiger Erbe des väterlichen Vermögens wäre.[lxii]

Mit den obengenannten Techniken der homologen/ heterologen Insemination, der IVF, mit den Hoden- und Eierstocktransplantationen und der Kryokonservierung – alles Techniken, die zuerst bei Tieren erprobt wurden – wird bei ihrer Anwendung auf Menschen versucht, Frauen und Männern, die aufgrund von Fertilitätsmängeln keine Kinder bekommen können, zu einem Kind zu verhelfen, sogar über ihren Tod hinaus. Selbst wenn die Ei-, Samen- oder Embryonenspender heterolog, also völlig fremde Menschen sind, so sind hierbei doch nur Menschen beteiligt. Das gilt auch bei Gen- oder Chromosomenaustausch zwischen Menschen oder bei der Präimplantationsdiagnostik PID. Es ergeben sich zwar große ethische Probleme. aber die Artengrenze ist nur technisch, nicht biologisch überschritten.

Sobald aber Gene, Chromosomen oder ganze Zellen oder Embryonen von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien usw. mit Menschensubstanz vermischt werden, ist die Artgrenze überschritten und das Menschliche beim Menschen in Frage gestellt. Bevor ich davon spreche, möchte ich noch einige Ausführungen machen, die über die obengenannten Techniken hinausgehen, aber doch, beim Menschen angewendet, die Artgrenze nicht überschreiten:

So haben zwei Mediziner der Universität von Pensylvania beim Europäischen Patentamt in München ein Verfahren angemeldet, mit dem Väter mit der Fähigkeit ausgestattet werden sollen, ausschließlich gesundes Erbgut an ihre Nachkommen weiterzugeben.“[lxiii] Dazu schneiden sie die Hoden auf, entnehmen die unreifen Spermien, die Spermatogonien, korrigieren oder entfernen defekte Gene (bauen evtl. andere, neue Gene ein), zerstören die Spermatogonien oder Samenzellen, die noch in den Hoden sind, radioaktiv oder chemisch und plazieren die manipulierten Spermatogonien wieder in die Hoden ein. Mit diesem „Designer-Sperma“ bekommt der Vater dann „erbgesunde“ Kinder.

Jeder eineiige Zwilling ist der Klon seines Zwillings. Seit Dolly, das erste aus einer Euter-Zelle einer erwachsenen weiblichen Schafs geklonte Schaf das Licht der Welt erblickte, geht es auch um die Frage, ob und wie man menschliches Klonen zulassen soll. Schon ohne technische Klonmöglichkeiten kann es bei Klonen zu Problemen kommen, wie ein Fall vor einigen Jahren in Frankreich zeigt.[lxiv] Zwei eineiige Zwillingsschwestern hatten zwei eineiige Zwillingsbrüder geheiratet. Eines Tages hatte eine der Frauen den Verdacht, ihr Mann sei mit ihrer Zwillingsschwester fremdgegangen und habe mit ihr ein Kind gezeugt. Der Fall kam vor Gericht. Eine Vaterschaftsermittlung scheiterte, weil das Erbgut beider Brüder und Schwestern jeweils völlig gleich war und nicht ermittelt werden konnte, von welchem der beiden eineiigen Zwillingsbrüder (Klone) das Kind stammte.

1981 gab der Innsbrucker Karl Illmensee bekannt, er habe die erste Maus geklont.[lxv] 1984 ließ ein Däne die Zelle eines Schafembryos mit einer zuvor entkernten, unbefruchteten Eizelle verschmelzen und klonte nachweislich zum ersten mal Säuger.[lxvi] 1986 gelang ihm die Klonierung von Schafen durch Vervielfältigung von Embryonalzellen, dem Embryosplitting.[lxvii] Die Vervielfältigung von Embryonalzellen geschieht in natura auch bei der Zwillingsbildung von eineiigen Zwillingen. Man kann heute aus einem 8-Zellen-Embryo acht identische Klone gewinnen. Danach setzt die Bildung von Stammzellen ein, die heute wegen der Möglichkeiten der Präimplantationsdiagnostik im Zentrum der Beachtung stehen. 1993/94 klonierte erstmals der US-Mediziner Jerry Hall menschliche Embryonen in der Petry-Schale.[lxviii] 1994 werden in Schottland zwei Schafe aus embryonalen Stammzellen geklont.[lxix]   1997 gelang mit Hilfe des Kerntransfers als Verfahren für einer Klonierung vom Schaf Dolly die erste Klonierung nicht aus embryonalen Zellen, sondern aus Zellen von erwachsenen Schafen. Der Vorgang beginnt mit einer Eimutter und einer Genmutter. Die Genmutter ist ein erwachsenes weibliches Schaf, das geklont werden soll. In ihren Körperzellen befinden sich im Kern ihre Gene, die sie genetisch zu dem Tier-Individuum, zu diesem bestimmten Tier machen. Im Fall von Dolly hat man Euterzellen der Genmutter genommen. Einem zweiten weiblichen Schaf, der Eimutter, wurden Eizellen entnommen, die Erbsubstanz im Kern wurde aber abgesaugt. Anschließend wurde ihr entkerntes Ei mit der Euterzelle der Genmutter verschmolzen. Dadurch hatte die entkernte und damit kernmäßig entgente Eizelle einen neuen Kern, der aus den Körperzellen der Genmutter stammte. Es wuchs ein Embryo, der von einem weiteren Schaf als leasing mother ausgetragen wurde. Dolly hatte, wie richtig bemerkt wurde, drei Mütter, nämlich eine Genmutter, eine Eimutter und eine leasing mother, aber keinen Vater.[lxx] Eine Problematik, die sich dabei ergeben hat und in dem Jubel um das erste derartig geklonte Schaf nicht beachtet wurde, ist die Tatsache, dass Dolly nicht 100 % ig geklont ist. Denn von der Eimutter stammen im Zellplasma vorhandene Mitochondrien, in denen auch Genmaterial vorliegt, dessen Vorhandensein ja sogar beim Menschen die Out-of-Africa-Hypothese bewiesen hatte. Bei der erwachsenen Dolly waren , wie sich herausstellte, die Mitochondrien der Euterzellen verschwunden. Das ganze mitochondriale Erbgut Dollys stammte vom Eizellen-Schaf.[lxxi] Im Prinzip ist es aber einfach, diese Problematik zu umgehen und zugleich die Zahl der „Mütter“ zu vereinfachen. Man müsste nur die Eizelle, deren Zellkern entfernt wird, und die Genmutter, deren Genkern für das Klonen genommen wird, vom selben Tier nehmen ( das dann auch den Embryo austragen könnte). Der Zellkern aus der Körperzelle und die Mitochondrien aus der Eizelle wären dann nicht fremd. Geklont wäre aber nur der Zellkern der Genmutter, es sei denn, man würde die Mitochondrien der Eizelle ganz entfernen und die Mitochondrien der Genmutter auch zur Vervielfältigung anregen.

Nach dem Klonschaf Dolly wurden mit demselben Verfahren schon Rinder[lxxii], Mäuse, Schafe, Schweine und Rhesusäffchen geklont. Ein derartig geklonter Rhesusaffe war sogar genetisch modifiziert, indem ihm Erbanlagen einer Qualle eingesetzt worden waren.[lxxiii] Eine Firma stellte Erbgutkopien verstorbener Haustiere in Aussicht. Im Januar 2001 gab der italienische Arzt Antinori, der auch Frauen jenseits der Menopause zu Schwangerschaften verholfen hatte, bekannt, dass ein geklonter menschlicher Embryo zur Einpflanzung in einen weiblichen Uterus in achtzehn Monaten zur Verfügung stehen werde.[lxxiv] Der US-Wissenschaftler Richard Seed kündigte 1998 an, er werde bald mit dem Klonen von Menschen beginnen und als erstes eine völlig identische Kopie von sich selber schaffen.[lxxv]   Der Klonmensch nach dem Dolly-Verfahren steht also ins Haus. Die Kinder, die mit der Dolly-Methode geschaffen würden, wären – bis auf die Mitochondrien – die um eine Generation jüngeren Kopien der geklonten Eltern.[lxxvi]

Was bei dem Dolly-Verfahren als Nebensache betrachtet wurde, nämlich die Mitochondrien, spielen bei dem neuesten „Rummel um genveränderte Babys“ [lxxvii] in diesem Jahr 2001 eine bedeutsame Rolle. Um zu erreichen, dass ältere weniger fertile Eizellen fertiler wurde, wurde diesen Eizellen Cytoplasma von jüngeren Eizellen eingeimpft. In diesem Cytoplasma befinden sich Mitochondrien, die Energieliferanten der Zellen und zugleich Genträger. Die Ärzte hofften, mit diesem Schritt den älteren Eizellen zu zusätzlicher Energie zu verhelfen, was auch gelang. Es wurden Kinder geboren. Bereits 1998 war aus den USA gemeldet worden, dass dort zwei Babys geboren werden sollten, die mit einer derartigen Technik gezeugt worden waren und daher drei Eltern hätten.[lxxviii] Ähnlich wie bei Dolly haben die geborenen Kinder die Eizelle und (alten) Mitochondrien von einer Mutter, zugleich aber Mitochondrien als Energieliferanten von einer zweiten Frau. Sie haben also genetisches Material von zwei Müttern und (da die Zeugung in vitro erfolgte) von einem Vater, dem Samenspender. Sie sind also wirklich Kinder von drei Eltern.

Neben Drei-Eltern-Individuen sind auch Vier Eltern-Individuen möglich. Dies gelang schon 1965 bei Mäusen und kann beim Menschen folglich erwartet werden.[lxxix] Bei Mäusen geht das so: Zwei Mäusepaare mit jeweils identischen Merkmalen, z.B. ein schwarzes und ein weißes Mäusepaar, werden zur Kopulation veranlasst. Die jeweils von schwarzen und weißen Eltern stammenden Zwei- bis Acht-Zellen-Embryos werden den Uteren entnommen, die Schutzhüllen der Embryos werden entfernt und die von schwarzen und weißen Mäuseeltern stammenden Mäuseembryos dann zu einem Embryo vereinigt. Das Ergebnis nach dem Austragen sind farblich gescheckte Mäuse, so als hätte man auf den Menschen übertragen keine Individuen der schwarzen oder europiden Rasse, sondern Individuen mit wahllos getüpfelter weißer und schwarzer Haut. Zumindest bei Mäusen geht die Scheckung auch in die Keimbahn ein und wird dann erblich.

Alle genannten Techniken kann man so anlegen, dass nur menschliche Chromosomen und Gene eingesetzt werden. Aber schon bei dem genannten Rhesusäffchen mit dem eingebauten Gen einer Qualle zeigen sich die Ausweitungsmöglichkeiten. Ich möchte hier einige Ausweitungen aufzeigen. Dabei muss man bedenken, dass alles, was bei Tieren versucht wird, bald schon bei Menschen versucht wird.

Mit der Dolly- Technik klonten erst kürzlich Wissenschaftler das Gaur, ein vom Aussterben bedrohte südostasiatische Rinderart. Sie benutzten Körperzellen eines Garbullen (eines männlichen Tieres also) und fusionierten diese Körperzelle mit der entkernten, Mitochondrien enthaltenden Eizelle eines Hausrindes. Dann ließen den sich entwickelnden Embryo von einem Hausrind austragen. Das geborene Kalb war somit das Produkt zweier zwar verwandter, aber doch genetisch getrennter Rinderarten.[lxxx] Es ist daran gedacht, ausgestorbene Tierarten wie den Pyrenäensteinbock Bucardo, Mammuts oder den Tasmanischen Tiger wieder zum Leben zu erwecken oder vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Wildkatzen und Pandas künstlich zu vermehren.[lxxxi] Schon 1983 vereinigte die Gießener Tierärztin Meinicke-Tillmann die Embryonen von Schaf und Ziege zu einem künstlichen Embryo, den sie einem Merino-Schaf einpflanzten. Das Merino-Schaf warf ein reinrassiges schwarzes Zwerg-Zicklein. Schon damals gebar nach Embryoübertragung eine Hauskuh ein seltenes Banteng-Kälbchen.[lxxxii] In Cambridge haben dann britische Forscher ein Tier fabriziert, das auch äußerlich eine Mischung von Schaf- und Ziegenmerkmalen hatte und deshalb Zaf oder Schiege genannt wurde. Schafembryos waren mit Ziegenembryos kombiniert worden, und der artlich gemischte Embryo wurde von einem dritten weiblichen Schaf ausgetragen. Dieser Fall war eine Steigerung des Falles der gescheckten Mäuse. Denn bei den Mäusen war ein Vier-Elter-Individuum durch Fusion von Embryos einer Art entstanden. In Cambridge aber war ein Vier-Elter-Individuum mit zwei Vätern und Müttern aus verschiedenen Arten hergestellt worden, das zudem von einem fünften Elternteil, der leasing mother ausgetragen worden war.[lxxxiii]

1982 implantierten Genetiker zum ersten mal einer Maus ein Fremdgen und veränderten damit erstmals das Erbgut eines Tieres.[lxxxiv] Überhaupt scheinen Mäuse zu Experimenten nützlich zu sein. 1984 wurden Mäusezellen so umfunktioniert, dass sie menschliches Choriongonadotropin und luteinisiertes Hormon herstellten.[lxxxv] 1988 wurde in den USA die erste Maus unter Patentschutz gestellt, deren Tod genetisch vorprogrammiert war, da ihren Vorfahren ein menschliches Krebsgen ins Erbgut eingepflanzt worden war. Diese Maus bekam 1991 als „Krebsmaus“ auch ein Europa-Patent.[lxxxvi]   Ein mit einem menschlichen Gen gentechnisch veränderter Bulle produziert das Laktoferrin, das in der Muttermilch zu finden ist und entzündungshemmend wirkt.[lxxxvii] 1991 bewiesen Genetiker durch Umwandlung von weiblichen Mäuseembryonen in männliche die zentrale Rolle der geschlechtsbestimmende Region, SRY = sex-determinating region of the Y-chromosome für die Geschlechtsbestimmung der Männer. [lxxxviii] 1997 übertrugen japanische Genforscher ein ganzes menschliches Chromosom auf Mäuse. Dazu wurden eine menschliche und eine Mäusezelle fusioniert und chemisch und durch eine Zentrifuge in Mikrozellen mit nur einem Chromosom zerlegt. Dann wurde die entstandene, das eine Chromosom enthaltende Mikrozelle mit einer embryonalen Eizelle der Maus verschmolzen, in einen Mäuseembryo injiziert und einer Mäuse-Leihmutter eingegeben. Diese trug die Maus-Mensch-Chimäre aus.   Wie sich herausstellte, besaßen acht Mäuse ein komplettes Humanchromosom, andere hatten Chromosomenbruchstücke, die sich wie ein ganzes funktionsfähiges Chromosom verhielten. Und fünf Mäuse vererbten die menschlichen Chromosomen an ihre Nachkommen weiter[lxxxix]. 1998 schlug ein australischer Biologe vor, man solle in Mäusen menschliche Spermien produzieren, um zeugungsunfähigen Männern zum Kinderwunsch zu verhelfen[xc]. Amerikanische Wissenschaftler brachten Mäuse 1998 dazu, Elefanteneier zu produzieren.[xci] 1999 produzierten US-Forscher männliche Mäuse ohne Y-Chromosom, also mit rein weiblichem Erbgut.[xcii] Und im Jahre 2000 gelang es einer Firma in British Columbia, Mäusen ein künstliches Gen zu implantieren, das diese weiter vererbten.[xciii] Das gleiche könnte man sich auch beim Menschen vorstellen, besonders da bereits 1979 Forscher Hefepilz-Chromosomen und 1997 erstmals menschliche Chromosomen künstlich hergestellt haben.[xciv]   Und Dr. Rothmann, der die postmortale Spermienentnahme erfunden hat, lässt, mit dem Ziel, dies auch bei Frauen zu tun, in genetisch manipulierte Mäusen Eier aus dem weiblichen Eierstock von weiblichen Silberrückengorillas heranreifen, um sie dann künstlich zu befruchten und in die Gebärmutter der Gorillas einzusetzen.[xcv]

Auch Regenbogenforellen und Buntbarsche wurden durch Übertragung von menschlichen Wachstumsgenen genetisch verändert. Bei Zuchtfischen wird der Chromosomensatz verdoppelt oder gar verdreifacht, weil diese triploiden Fische steril sind, nicht durch eine Geschlechtsreife beeinflusst werden und so schneller Speisefischgröße erreichen. Erwünscht sind rein weibliche Fischbestände, weil sie schneller wachsen und Männchen mit der Entwicklung von Hoden aggressiv und aufdringlich werden. „Um solche wirtschaftlich höchst lukrativen Bestände zu bekommen, lassen sich Fischzüchter allerlei einfallen. Sie bestrahlen das Sperma der Milchner (so der Fachausdruck für die Fisch-Männchen) so dosiert mit Röntgen- und Ultraviolettstrahlung, dass es zwar noch beweglich genug bleibt, um Eizellen befruchten zu können, dass aber das Erbmaterial zerstört wird. Die mit solcherart sterilem Sperma erzeugte Fischbrut wird schockbehandelt, so dass trotz des fehlenden männlichen Erbguts Fischlarven mit doppeltem (diploidem) Chromosomensatz entstehen, die jedoch nur Eigenschaften der Mütter geerbt haben. Gynogenese nennen Fachleute diese „Jungfernzeugung“. Um den rein femininen Nachwuchs weiter fortpflanzen zu können, werden durch hormonhaltiges Futter einige Männchen „erzeugt“. Diese entwickeln zwar Samenzellen, die Spermien enthalten, jedoch keine Y-, sondern nur X-Chromosomen. Der Bestand bleibt also, wie gewünscht, rein weiblich.“[xcvi] Als Erweiterung ist es im Jahre 2000 gelungen, aus Fisch-Embryo-Stammzellen transgene Zebrafische herzustellen. [xcvii]

Schon 1984 hat eine Kreuzung zwischen einem Löwen und einer Tigerin im Zoo von Paris Nachwuchs bekommen.[xcviii] Schafe und Ziegen werden zu Zafen oder Schiegen kombiniert, Kartoffeln und Tomaten zu Tomoffeln. Hamster-Eizellen wurden schon 1987 mit menschlichem Sperma befruchtet.[xcix]

1998 oder 1999 hat das Europäische Patentamt in München einer australischen Gentechnologie-Firma das Patent zur Herstellung von Tier-Mensch-Chimären durch Mischung der jeweiligen Stammzellen erteilt.[c]   Seit 1997 gibt es im Labor gezüchtete pluripotente menschliche embryonale Stammzellen. Sie stammen von Feten ab und können sich zu verschiedensten Geweben differenzieren. Mit Hilfe von embryonalen Stammzellen ist es schon gelungen, transgene Mäuse herzustellen. Gentechnisch veränderte embryonale Stammzellen spritzte man in einen anderen Embryo, der dann von einer leasing mother- Maus ausgetragen wurde. Jetzt ist mit der gleichen Methode die Herstellung transgener Embryos und damit Menschen möglich. Zudem kann man embryonale Stammzellen genetisch manipulieren und danach zu Eizellen oder Spermien heranreifen lassen, wodurch eine weitere Variante genetischer Veränderung bei Menschen möglich ist. Die Herstellung von Spermien und Eizellen aus embryonalen Stammzellen ist bei Mäusen gelungen.[ci] Es ist auch möglich geworden, chimäre Mäuse mit transgenen Mitochondrien herzustellen. Forscher zerstörten die Mitochondrien von embryonalen Stammzellen und übertrugen auf sie mitochondriale DNS, bei der auf gentechnischem Wege Erbfehler eingebracht worden war. Die so veränderten Stammzelle fügten sie in eine Keimblase ein, aus der sich dann eine chimäre Maus entwickelte. Es stellte sich heraus, dass die chimären weiblichen Mäuse die fehlerhaften Mitochondrien vererbten. Dabei kam es auch vor, dass die normalen und mutierten Mitochondrien nicht getrennt in verschiedenen Zellen, sondern nebeneinander in den gleichen Zellen waren. Man nennt solche Tiere heteroplasmatisch.[cii] Stammzellen lassen sich auch aus nicht embryonalem Gewebe gewinnen, z.B. aus Blut und Fett. Es ist auch gelungen, aus dem Hirn Gestorbener 20 Stunden nach ihrem Tod unreife Stammzellen zu gewinnen, die sich zu Nervenzellen spezialisierten.[ciii]

Forscher wollen Elefanteneier durch 30.000 Jahre alte tiefgefrorene Mammut- Spermien befruchten lassen.[civ] Mäuse, Schafe, Kühe und Hühner produzierten bereits 1989 menschliche Blutgerinnungsfaktoren, Hormone und ähnliche Moleküle von wirtschaftlichem Interesse.[cv] Es ist daran gedacht, Hühner in ihren Eiern Substanzen wie Alpha-Interferon produzieren zu lassen.[cvi] Spermien von Mäusen, Krallenfröschen und Seeigeln konnten 1989 veranlaßt werden, DNA- Material aufzunehmen. Sie gehen bei der künstlichen Befruchtung in die Erbsubstanz mit ein.[cvii]   Schon 1977 ist es gelungen, die Erbsubstanz für die Insulin-Produktion von Ratten auf Bakterien zu verpflanzen.[cviii] Forscher isolierten die (meist mitochondriale) DNA ausgestorbener Tiere und Pflanzen, die sogenannte Archaeo-DNA, u.a. beim Quagga, bei Menschen-Mumien, beim Ötzi, bei menschlichem Hirngewebe, beim Mammut, beim Neandertaler, bei Magnolienblättern, und bei Insekten im Bernstein. Man gewinnt also Archaeo-DNA bei Lebewesen, die zwischen seit zwischen 30 Millionen und 140 Jahre ausgestorben sind.[cix] Die Hoffnung, einen Dinosaurier aus eventueller Dinosaurier-DNA, die   im Darmtrakt oder Saugrüssel der in Bernstein eingeschlossenen Insekten zu finden ist, wiederauferstehen zu lassen, ist zwar aufgrund des mangelhaften Erhaltungszustandes von Archaeo-DNA sehr gering; Doch konnte man immerhin klären, dass der Neandertaler nicht zu unseren Vorfahren gehört.[2] Mit der Kenntnis der Hox-Gene, die sich im Erbgut aller Pflanzen, der Tiere und des Menschen finden und die als Kontrollgene für die Entwicklung des Körperbauplanes zuständig sind, ist die Kenntnis der Verwandtschaft der Lebewesen deutlich erweitert worden.[cx]   Jetzt ist es möglich, nicht nur bei der Fruchtfliege Drosophila, sondern auch beim Menschen gezielt Gene abzuschalten.[cxi] Durch den 1985 erfundenen genetischen Fingerabdruck können auch noch lange nach der kriminellen Tat Sexualstraftäter überführt werden.[cxii]   Seit neuestem konstruieren Forscher auch Escherichis Coli- Bakterien, deren Code unnatürliche, nicht bei bisherigen Lebewesen vorkommende, Aminosäuren festschreibt. Sie erweiterten damit künstlich den Bauplan des Lebens, wie er sich seit Milliarden Jahren bewährt hat.[cxiii]

Alle genannten und weitere nicht genannte Beispiele gehen in die gleiche Richtung. Sie zeigen einen geistigen Wandel auf, der die Verwandtschaft in neuem Licht erscheinen lässt.

DIE VERWANDTSCHAFTSVERHÄLTNISSE IN NEUEM LICHT

Ich musste den scheinbaren Um- und Abweg von der Nomenklatur der Verwandtschaft über die moderne Fertilitätsforschung, Genetik und Zellularphysiologie gehen, um die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die modernen Verwandtschaftsverhältnisse darstellen zu können.

Erinnern wir uns! Seit sich der homo sapiens sapiens vor rund 100.000 Jahren in Ostafrika aus dem gemeinsamen homo-Stamm gelöst hatte, hatte er sich über die Erde ausgebreitet. Zugleich entwickelten sich die Familienbeziehungen vom urtümlichen Generationensystem über das klassifikatorische System Typ 2 bis zum voll ausgebildeten deskriptiven, unserem „normalen“ Verwandtschaftssystem, in dem „biologische“ Verhältnisse beschrieben werden. Zugleich engten sich die Verwandtschaftsbezeichnungen bis zur Kleinfamilie immer ein. Hier ist die Frau, welche mich geboren hat, meine Mutter, der Zeuger ist mein Vater, ich bin sein/ihr Sohn oder seine/ihre Tochter. Die Völkerkundler definieren wirkliche Verwandte als solche, von denen der Forscher zur Überzeugung kommt, dass sie tatsächlich „biologisch miteinander verwandt“ seien. Und für die Völkerkundler sind klassifikatorische Verwandte solche, die als Verwandte klassifiziert werden, auf die also ein Verwandtschaftsterminus angewandt wird, die aber nicht wirklich biologisch miteinander verwandt seien.[cxiv]

Wir leben im Zeitalter der Genforschung. Während Charles Darwin noch davon ausging, dass es in der Evolution über die von ihm beschriebenen Mechanismen um die Fitness von Individuen und die Entwicklung von Arten geht, ist die moderne Soziobiologie davon überzeugt, dass im Sinne der „Strategie der Gene“ nicht Individuen oder Arten, sondern dass Gene der Motor der Evolution sind, da sie es sind, die sich fortpflanzen „wollen“. Unter dem Gesichtspunkt der „Strategie der Gene“ geht es auch nicht um die tatsächliche „biologische“ Abstammung von Vater und Mutter, sondern das entscheidende Moment ist der das Verhalten bestimmende mittlere Verwandtschaftsgrad.[cxv] Dieser mittlere Verwandtschaftsgrad bezieht aber nicht nur die Mitglieder der Kernfamilie, sondern auch Onkeln, Tanten, Halbgeschwister, Vettern und Cousinen und andere Verwandte mit ein, alle nämlich, die einen Teil der Gene miteinander gemeinsam haben. Da die Gene sich mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit vermehren wollen, „akzeptieren sie jede Hilfe.“ Die beste Hilfe kommt aber von den Verwandten. Verwandt ist man aber nicht nur durch Zeugung und Geburt als Eltern und Kinder, sondern ein Individuum ist auch GENETISCH mit Mutter- und Vaterbruder oder -schwester, mit Cousin und Cousine usw. verwandt! Um diese Verwandtschaft geht es den Soziobiologen.

Der Verwandtschaftsgrad zwischen zwei Individuen gibt an, wie wahrscheinlich es ist, ein bestimmtes Gen eines Individuums auch in einem anderen Individuum anzutreffen, weil beide Individuen einen oder beide Vorfahren gemeinsam haben.

Marxistisch orientierte Forscher wie George Thomsen, von dem die Gedanken des ersten Teils dieses Aufsatzes stammen, leiten das Verhalten der Menschen aus ökonomischen Bedingungen ab. So wird die Trennung der Urhorde in Clans z.B. aus dem unterschiedlichen Vorhandensein verschiedener nutzbarer Tiere erklärt, die als Totem bei dem einen Clan tabuisiert werden, jedoch als Nahrung mit dem anderen Clan ausgetauscht werden. Die Urhorde trennt sich in Clans, damit über Tauschhandel die ökonomische Basis verbreitert wird. Nach dieser Ansicht erfüllt auch Frauen- oder Männertausch auf Kreuzvetternbasis ursprünglich ökonomische Ziele, weil Produktion und Reproduktion (Erzeugung von Nachkommen) miteinander zusammenhängen. Diese Ansicht erklärt aber nicht, warum es das Inzesttabu gibt.

Die Soziobiologie argumentiert nun gerade andersherum. Nicht die Ökonomie ist vorrangig, sondern der „Egoismus der Gene“. Das heißt, ökonomisches Verhalten wie Futtersuche, Werbungs- und Paarungsverhalten, Brutpflege usw. sind der Ausdruck dafür, dass die Gene sich durchsetzen wollen. Auch der Körper der höheren Tiere und Pflanzen und die „Erfindung“ der Sexualität dient nur dazu. Entscheidend ist die „Keimbahn“, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Individuen, die Körper der höheren Lebewesen sind dagegen sterblich. Entsprechend dieser Umkehrung von der Ökonomie zur Genetik wäre der ideologisch so belastete Urkommunismus auch nicht Ausdruck einer bestimmten „Ökonomie“, sondern die Urhordenmitglieder leben in urkommunistischen Verhältnissen, weil alle Hordenmitglieder genetisch miteinander verwandt sind und sich zur Vermehrung ihrer Gene bestmöglich helfen.

Dann sind aber auch die Trennung der Urhorde in Clans und die sich dadurch weiterentwickelnden Verwandtschaftsverhältnisse bis heute so zu erklären, dass dadurch die Variation der Gene vergrößert werden kann, und der von den Völkerkundlern eingeführte Unterschied zwischen klassifikatorisch und wirklich biologisch miteinander Verwandten verliert an Gewicht, da beide soziobiologisch betrachtet über den mittleren Verwandtschaftsgrad miteinander verwandt sind.

Nun tauschen schon Bakterien auch ohne Sexualität Gene miteinander aus. [cxvi]Und die moderne Genforschung hat entdeckt, dass es neben chromosomal oder mitochondral gebundenen Genen auch sogenannte vagabundierende Gene gibt. Das Moloney-Maus-Sarcoma-Virus infiziert Zellen von Mäusen und benutzt deren Genmaterial, um sich selbst zu vermehren. Man hat entdeckt, dass es in diesen Zellen Genmaterial gibt, das dem der infizierenden Viren sehr ähnlich ist und geht von der Hypothese aus, dass die Moloney-Maus-Sarcoma-Viren von vagabundierenden Genen stammen, die sich die Viren zur besseren eigenen Vermehrung geschaffen haben. Die neugeschaffenen Viren infizieren dann ihrerseits die Zellen, von denen sie als Gene abstammen.

Bevor ich mit meiner Argumentation fortfahre, möchte ich hier einen nicht unwichtigen Einschub machen. Wie wir gesehen haben, gibt es bei den Dobu und Urubunna gleichlautende Ausdrücke für die Großeltern und Enkel. Die Indoeuropäer haben schon unterschiedliche Bezeichnungen dafür, erst recht die Sprachen, die vom Indoeuropäischen abgeleitet sind.

Es handelt sich bei diesen Beobachtungen nicht um zufällige Äußerlichkeiten. Darin drückt sich vielmehr die Denkweise der Völker und die Ansicht über ihre Familienbeziehungen aus. Die Dobu und Urubunna befinden sich noch auf der magisch-mythischen Stufe. Ihr Denken ist kreisförmig. Auch die Familenbeziehungen werden kreisförmig gesehen. Es läuft immer derselbe Kreislauf: Neugeborener – Erwachsener (Initiierter) – Greis – Neugeborener ab, wobei der Enkel als wiedergeborener Großvater angesehen wird. Er wird deshalb gleich bezeichnet wie der Großvater. Noch im Deutschen bedeutet Enkel der kleine Ahne und der Begriff Großmutter hat als (dialektisches) Pendant den Ausdruck Kleintochter.

Wie gesagt, haben schon die Indoeuropäer verschiedene Bezeichnungen für Großeltern und Enkel. Bei ihnen muss daher die Überwindung des kreisförmigen magisch-mythischen Denkens begonnen haben. Ihre Nachkommen haben sie endgültig überwunden. Sie leben in der mental-rationalen Stufe des Denkens. An die Stelle des Kreisdenkens tritt ein Denken mit Zielvorstellungen. Deshalb entspricht dieser Stufe auch der uns bekannte Familienstammbaum, den man immer so anordnen kann, dass er ein Ziel, nämlich Söhne und Enkel hat. Das ist auch der Grund, weshalb Enkel und Großeltern unterschiedlich bezeichnet werden müssen.

Ein Teil der modernen Technologien ermöglicht es Menschen, die ohne diese Technologien kinderlos bleiben würden, sch ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Dies entspricht scheinbar der mentalen Stufe. Den das neugeborene Kind ist ja das Ziel. Alle modernen Technologien haben aber eines gemeinsam: Bei genauem Hinsehen negieren sie das die mentale Stufe ausdrückende Bild des Stammbaumes. Die Beispiele aus Teil II dieses Aufsatzes sprechen für sich. Die Familienbeziehungen geraten durcheinander. Eine Schwester kann ihre Schwester gebären, eine Großmutter ihre Enkelin, eine Enkelin ihren geklonten Großvater , eine Nichte ihre Tante und umgekehrt. Abgetriebene Föten können noch Nachwuchs bekommen: Statt wie bisher zwei kann man drei, vier und fünf Eltern haben. Auch die Grenze von innen und außen (bei der IVF-Technik) und von Leben und Tod ( wie beim Austragen von Feten durch hirntote Frauen oder bei der postmortalen Befruchtung) ist aufgehoben. DNA der Eizellen, Spermien und der Körperzellen von Toten, auch als Archaeo-DNA, zum Beispiel von Neandertalern, wird aufbereitet und kann in das Genmaterial heute lebender Menschen eingebaut werden. Damit ist ein Überspringen nicht nur von zwei oder drei Generationen, sondern von Jahrhunderten und evtl. von Jahrtausenden und Jahrmillionen möglich. Durch Chimärenbildung mit Hilfe des Einbaues von fremder DNA; fremder Chromosomen, von künstlich hergestellter DNA und künstlicher Chromosomen mit auch unnatürlichen Genen und durch Kern- evtl. Mitochondrien- oder Zellverschmelzung entstehen Lebewesen, die bisher in der Natur nicht vorgesehen waren. Fluoreszierende Menschen mit entsprechenden Genen von Pflanzen oder Tieren wären denkbar. Ähnlich wie man Zafe oder Schiegen als Mischwesen von Schafen und Ziegen herstellt, könnte man sich Hopans oder Panhomos als Mischwesen von Menschen (homo) und Schimpansen (pan) vorstellen. Frauen könnten Schimpansen gebären. In Mäusen könnten menschliche Eier reifen. Tiere, Pflanzen und Bakterien tragen menschliche Gene und produzieren menschliche Hormone oder andere Stoffe. Forscher lassen unter Nachahmung des Moloney-Maus-Sarcoma-Virus Gene verschiedener Arten, aber auch künstlich hergestellte Gene, quer durch die Arten vagabundieren. Die in Jahrmilliarden entstandenen Artgrenzen sind aufgehoben. Mit zunehmender Kenntnis der Hox-Gene und der genetischen Verwandtschaft aller Lebewesen verhalten sich die Forscher wie Kinder, die mit einem Baukasten spielen, in dem DNA; Chromosomen und Arten sind, die man beliebig vermischen und kombinieren kann. Diese Vermischung von DNA über alle Zeiten und Räume hinweg kann man als Vernetzung aller vorhandenen und künftig zu schaffenden Gene betrachten. Die modernen Technologien entsprechen also nicht mehr dem traditionellen Bild des Stammbaumes. Der Nexus, das Netz von Genen und Generationen mit den jetzt möglichen nicht mehr linearen Familienbeziehungen hat den Stammbaum abgelöst.[cxvii]

Damit geht eine Zersplitterung einher. Man isoliert künstlich Gene und Chromosomen, die sich in einem evolutionären Bezugsrahmen entwickelt haben, um sie in einem völlig anderen, der Umwelt der Art nicht entsprechenden Zusammenhang wieder einzusetzen. Beispiel ist das Rhesusäffchen mit den Quallengenen. Auf der (noch) menschlichen Ebene werden durch die modernen Technologien die Verwandtschaftsbegriffe zersplittert. Es gibt jetzt keinen einheitlichen Begriff „Mutter“ und „Vater“ mehr. Zur Illustration dient die folgende Tabelle.

Tabelle 6

Die Entwicklung des Mutterbegriffs von den DOBU bis heute

                       DOBU
sinana{Mutter, Mutterschwester, Vaterschwester,Gattin des   Mutterbruders, Gattin des Vaterbruders}
                       URUBUNN
Aluka{Mutter, Mutterschwester, Gattin des Vaterbruders}
                     INDOGERMANEN
mater{Mutter, Mutterschwester, Gattin des Vaterbruders}
                         LATEIN
mater{Mutter}
                         DEUTSCH
Mutter{Mutter}
                         HEUTE(durch moderne Technologien)
Mutter{Eimutter, Uterusmutter, Ovarmutter, genetische Mutter, soziale Mutter, rechtliche Mutter, leasing mother etc.}

Wie man sieht, hat sich vom Generationensystem (Beispiel Dobus) bis zum deskriptiven deutschen System der Begriff „Mutter“ immer mehr geklärt, bis er, mathematisch ausgedrückt, nur noch ein Element umfasste. Dieser biologisch eindeutige Begriff „Mutter“ zerfällt heutzutage, er wird regelrecht zersplittert, einen einheitlichen biologischen Begriff „Mutter“ gibt es nicht mehr.

Das konservative deutsche Recht hat den modernen Technologien auf seine Art Rechnung getragen. Die obige Definition des Vaterbegriffes. „Als Vater ist der Mann festzustellen, der das Kind gezeugt hat.“ wurde aufgehoben. § 1592 BGB bestimmt heutzutage: „Vater eines Kindes ist der Mann, 1. der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, 2. der die Vaterschaft anerkannt hat oder 3. dessen Vaterschaft nach § 1600 d gerichtlich festgestellt ist.“[cxviii] Jetzt ist die Vaterschaft nicht an die Zeugung, sondern – wie trotz obiger Definition früher auch – an die Ehe gebunden. Es kommt jetzt auf den Bestand der Ehe zum Zeitpunkt der Geburt an. Das Augenmerk ist also auf die Geburt gelegt. Dem entspricht der neue § 1591 BGB: „Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.“ [cxix] Der Verfasser des Artikels im Handkommentar H. Holzhauer bemerkt dazu: „Der Rechtssatz dieser Vorschrift lag noch jedem Abstammungsrecht zugrunde, dem des BGB bisher jedoch unausgesprochen“ Das neue BGB fixiert jetzt also eine als Vorschrift, was bisher Tatsache, aber zugleich so natürlich war, dass es nicht ausgesprochen und als Gesetz gefasst werden musste. Holzhauer kommentiert dann: „Die Zuordnung des Kindes an die Frau, die es geboren hat, ist endgültig.“ Es gibt nach deutschem Recht nur eine Anfechtung der Vaterschaft, nicht aber der Mutterschaft. Eine nur genetische, also Eimutter, hat zum Kind keine Kindschaftsverhältnis. Holzhauer dazu: „§ 1591 entspricht funktional dem römischen Rechtssatz „mater semper certa est“…, der die Beweisbarkeit des Geburtsvorgangs und die Identifizierung von Mutter und Kind voraussetzt.“ Dieser Hinweis ist interessant. Denn hier ist die Konservativität des deutschen Rechtes besonders deutlich. dass die Mutter entsprechend dem lateinischen Satz „Mater semper certa est“ sicher ist, hat zugetroffen, solange die heute getrennten Mutterfunktionen noch nicht getrennt waren, der Mutterbegriff also einheitlich war. Heute müsste der lateinische Satz folgendermaßen lauten: „Mater semper certa esto!“ = „Die Mutter soll immer sicher sein!“, damit dem deutschen Recht entsprochen wird. Denn um Rechtssicherheit herzustellen, wird ein Mutterbegriff herausgegriffen und dogmatisch zur Endgültigkeit erhoben. Offensichtlich aus Angst vor der Überflutung durch die Möglichkeiten der neuen Technik wird Gesetz zum Dogma. Was würde geschehen, wenn wirklich eine Frau einen Schimpansen gebiert? Nach deutschem Recht wäre diese Frau die Mutter eines Tieres, ihres Kindes. Der Schimpanse müsste dann statusrechtlich einem Menschen gleichgestellt werden. Dieses Beispiel zeigt vielleicht, dass es schwer ist, rein gesetzlich eine konservative Einschränkung vorzunehmen. Denn dadurch dass in vielen anderen Ländern, als Vorreitern besonders in den USA und Australien, technische Neuerungen und Praktiken (z.B. die Befruchtung mit dem Samen Gestorbener) wie oben beschrieben längst unbefragt gängige Praxis sind, ist auch bei uns derartiges möglich. Eigentlich spielt es keine Rolle mehr, ob derartiges nun bei uns gemacht wird oder verboten ist. Viel wichtiger ist, dass die neuen Techniken unser Menschen- und Naturbild verändern und wir eine Antwort darauf finden müssen, wie wir heute den Menschen, die Arten, die Verwandtschaftsverhältnisse etc. definieren können, ohne angstbestimmt einen Begriff zu verabsolutieren, aber auch ohne jede Ausweitung für normal zu empfinden.

Im übrigen ist auch in anderer Hinsicht unser Bild von Familie verändert. Im Jahre 2000 wurde vom Bundestag das „Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften“ beschlossen. Dieses Gesetz gilt als modern, ist aber deutlich konservativ. Denn es hält am traditionellen Beispiel der Ehe fest, dehnt sie als eheähnliche Gemeinschaft auch auf gleichgeschlechtliche Gemeinschaften aus. Bei heterosexuellen Ehen ist, wie gesagt, derjenige der Vater, der zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes mit der Mutter verheiratet ist, auch wenn ein anderer Mann das Kind gezeugt hat. Homosexuelle oder Lesben können miteinander kein Kind zeugen. Bei der Homosexuellen-Ehe geht es also nicht um Zeugung, sondern um eine rechtlich eingetragene Gemeinschaft. Die Ehe und eheähnliche Gemeinschaft der Homosexuellen sind nach den neuen Gesetzen also nicht als „Keimzelle des Staates“ zu betrachten, jedenfalls nicht in genetischer Hinsicht. Die genetische Abstammung spielt in Deutschland bei der Homosexuellen-Ehe genauso wenig eine Rolle, wie bei der BGB- Mutter, da, egal wer als Eimutter in Frage kommt, nach deutschem Recht nur die Gebär-Mutter eine Rolle spielt. Trotzdem zeigt die Anerkenntnis homosexueller Ehen auch in Deutschland eine Abkehr vom alten Bild des Stammbaumes, der ja die genetischen biologischen Abstammungsverhältnisse darstellte. Diese Abkehr vom Mythos des Stammbaumes ist aber international. Deshalb gingen 1995 in Dänemark die Vorsitzende des Verbandes dänischer Lesbierinnen mit dem Vorsitzenden der Organisation Homosexueller eine standesamtliche Ehe ein, damit die Vorsitzende der Lesbierinnen das Recht erwarb, sich künstlich befruchten zu lassen oder ein Kind zu adoptieren. Das heißt, ein Paar heiratete gar nicht, um miteinander Kinder zu bekommen, sondern damit die Möglichkeit bestand, eine Fremdbesamung durchzuführen. Kurz danach ließ Dänemark die künstliche Befruchtung für unverheiratete Frauen und damit auch für Lesbierinnen zu, ohne dass sie deshalb eine Scheinehe eingehen müssten.[cxx] Und im Jahre 2000 erklärte ein Gericht in den USA es für rechtens, dass die Namen von zwei lesbischen Frauen unter der Rubrik „Mutter“ auf der Geburtsurkunde ihres künstlich gezeugten Kindes eingetragen wurden, dass die Rubrik „Vater“ aber gestrichen wurde.[cxxi] Das Kind hatte nach der Geburtsurkunde also zwei (lesbische) Mütter, aber keinen Vater.

Heute muss man damit rechnen, dass ein mit den neuen Techniken entstandenes Kind in etwa folgende Einträge in seiner Geburtsurkunde benötigt:

Tabelle 7

Etwaige   Inhalte einer Geburtsurkunde der Zukunft

MUTTER
biologische Muttergenetische MutterEimutterOvarmuttermitochondrale   MutterEimutter aus AbrasioUterusmutter/Schwangerschaftsmutter

leasing mother

Surrogatmutter

Mietmutter

prämortale Mutter

postmortale Mutter

soziale Mutter

rechtliche Mutter

lesbische Mütter

VATER
genetischer VaterSamenvaterSamenvater aus Abrasiobiologischer VaterHodenvaterprämortaler Vaterpostmortaler Vatersozialer Vater

rechtlicher Vater

kein Vater

homosexueller Vater

FREMDES/TRANSGENESMATERIAL
künstliche Genekünstliche ChromosomenGene/Chromosomen von TierenGene/Chromosome von PflanzenGene/Chromosomen von BakterienGene/Chromosomen von Pilzen,in DNA umgewandelte RNA von Viren,Archaeo-DNA von Neandertalern

andere Archaeo- DNA

Hamstersamen

Schimpansen-Stammzellen

 

KIND
natürlich/biologischRetortenbaby/IV-Kindprämortal gezeugtes/geborenes Kindpostmortal gezeugtes/geborenes Kindprä- oder postmortal adoptiertes Kindaus Abrasio-Ei entstandenes Kindaus Hodenübertragung entstandenes Kindaus in Fremdhoden übertragenem Samen entstandenes Kindgeklontes Kind

transgenes Kind mit/ohne DNA-Hybridisierung

Zwei/Drei/Vier-Eltern-Individuum

Tier-Mensch-Chimäre

Schimpanse

soziales Kind

rechtliches Kind

Die jeweils konkrete Geburtsurkunde müsste dann mit entsprechenden Namensnennungen oder auch Genkarten erfassen, wer die Eimutter, wer die austragende Mutter, der jeweilige Vater etc. ist und von wem bzw. von welcher Pflanze, welcher Tierart, welchem ausgestorbenen Neandertaler etc. das Fremdmaterial stammt. . Da eine Großmutter ihren Enkel oder eine Schwester ihre Schwester austragen kann, ist eine deskriptive Familienterminologie unter diesen Umständen veraltet, man muss jetzt zu einer analytischen Terminologie übergehen und wahrscheinlich zu mathematischen Kürzeln kommen. OM X= 13121991+MuSchTo Y v PR Z 20022002 *   hieße dann: Die Ovarmutter X ist die am 13. 12. 1991 gestorbene Mutterschwestertochter Y des am 20.02.2020 geborenen Probanden Z (gemeint ist des Kindes der Geburtsurkunde).

ODER DIE STRATEGIE DER GENE?

Ich gehe in diesem Aufsatz davon aus, dass vom ältesten Verwandtschaftssystem, dem Generationensystem bis zum neuesten von mir propagierten analytischen eine klare Entwicklung besteht, wobei die verschiedenen Verwandtschaftssysteme jeweils zu ihrem Zeitpunkt die höchstmöglichen jeweils erreichbaren realen Verwandtschaftsverhältnisse spiegeln.

Ich stelle dabei die Hypothese auf, dass die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung die „Strategie der Gene“ ist. Dabei geht es nicht mehr um die von Völkerkundlern definierte Unterscheidung von wirklichen und klassifikatorischen Verwandten, denn beide werden durch den Begriff des „mittleren Verwandtschaftsgrades“ zusammengehalten.

Nun wird wahrscheinlich Widerspruch an meiner Argumentation von verschiedenen Seiten kommen.

Einmal erwarte ich, dass die Behauptung, das Generationensystem sei das menschheitsgeschichtlich älteste Familiensystem, kritisiert wird. Es ist richtig, beweisen kann man diese Behauptung nicht. Aber die von mir verwendeten Tabellen und Argumente sprechen für sich. Es ist darin eine Entwicklung von dem undifferenzierten Generationensystem bis zu dem differenziertesten analytischen System zu erkennen. In der Natur gibt es eine Entwicklung vom Einfachen zum Differenzierten regelhaft. Nichts hindert, dass sie auch bei den Familiensystemen der Menschen vorkommt.

Friedrich Engels vertrat die Ansicht, als erstes Familiensystem noch vor dem Generationensystem habe es eines gegeben, in dem es regellosen Geschlechtsverkehr gegeben, das Inzesttabu also nicht bestanden habe. Rein von der Entwicklungslogik der Familiensysteme betrachtet, könnte man sich das vorstellen. Engels konnte aber keine hinreichende Erklärung geben, warum es ein Inzesttabu gibt.

Hier nun setzt meine Erklärung an. Das Inzesttabu ist schon im Generationensystem soziobiologisch nötig. Denn schon hier geht es um Vervielfältigung und Differenzierung der Gene. Der moderne Mensch ist noch jung. er muss am Beginn durch ein „genetisches Nadelöhr“ gegangen sein, als die erste Urhorde entstanden ist. Die Zahl der Menschen damals war nur gering. Um nicht eine starke genetische Einförmigkeit zu erzeugen, war wie schon bei den Tieren das Inzesttabu nötig.

Die Urhorde teilte sich in Clans und Phatrien, dann in mehrere Horden, später breiteten sich die Menschen über die ganze Erde aus, bildeten Stämme und Staaten. Einerseits blieb die gemeinsame genetische Grundlage der Art des homo sapiens sapiens bei allen Menschen erhalten, andererseits differenzierten sich die Gene und Familiensysteme. Zugleich entwickelten die Menschen technische Möglichkeiten, die nochmals das vorher vorherrschende Familiensystem ablösten und zugleich die Genetik als Wissenschaft installierten. Der weitere Entwicklungsgang war nötig, damit heute der Gen-Nexus den Genen die vielfältigsten Möglichkeiten zur Vermehrung gibt.

Kann aber „die Strategie der Gene“ sich wirklich „Familiensysteme schaffen“, geht es nicht in Wirklichkeit um Gene eines Individuums? Zur Erklärung der „Strategie der Gene“ z.B. bei Löwen dient auch das Verhalten der Löwenrudel, also gewissermaßen der Löwen-„Familie“. Bei Tieren ist das „Familien-System festgelegt. Bei Menschen gibt es aber verschiedene, auch nicht erwähnte, Familiensysteme. Nichts hindert, auch das Verhalten der Menschen soziobiologisch zu betrachten. Dann kann man es aber auch nur im Zusammenhang mit den jeweiligen Familiensystemen (wie bei den Löwen mit dem Rudel) sehen. Und dann ist es auch berechtigt, eine Entwicklung der Familiensysteme anzunehmen, die unter dem Primat der „Strategie der Gene“ steht. Ist denn der biologische Abwehrkampf der Spermien eines Mannes den Spermien eines anderen Mannes gegenüber auch nicht schon soziobiologisch zu verstehen, in dem Sinne, dass verwandte (weil vom gleichen Mann stammende) Spermien sich zur eigenen Vermehrung gegenseitig unterstützen?

Um letzte Zweifel auszuräumen, sollten mathematisch versierte Soziobiologen oder Völkerkundler die Abfolge der bekannten Familiensysteme quantitativ daraufhin untersuchen, ob die Entwicklung vom Generationensystem bis heute den Genen Vorteile bringt, da meine Untersuchung nur qualitativ ist. Es ist aber klar, dass über die Untersuchung , ob die beschriebene Entwicklung der Familiensysteme Genen werden müssten.

Wenn man übrigens das Verhalten der Menschen als Kriterium dafür nimmt, dass die „Strategie der Gene“ wirksam ist, dann ist doch gerade bei diesem Thema auffällig, was Ärzte und Frauen nicht alles tun, um einem unfruchtbaren Paar zu Nachkommen zu verhelfen. Psychoanalytisch würde man vermuten, dass diese Frauen/Männer sehr selbstbezogen-nazistisch sind und es ihnen gar nicht um das Kind als eigenständigem Wesen, sondern nur um den unstillbaren Kinderwunsch geht. Genau das aber würde man erwarten, wenn der Antreiber dieses Kinderwunsches der   Egoismus der Gene ist. Dazu gehören auch die „selektiven Abtreibungen“ (= die Abtreibung weiblicher Föten) oder die „selektiven Reduktionen“ (= die Abtreibung von Mehrlingsschwangerschaften nach hormonell stimulierter Superovulation). Das ist ähnlich schon bei Schweinen. Hat eine gedeckte Sau nur wenige Föten, so setzt schnell ein Abort ein. Denn wenn sie bald neu gedeckt wird, kann sie mit weniger Aufwand mehr Nachkommen großziehen. Die selektiven Abtreibungen und Reduktionen können für die Frau, die sich ein Kind wünscht, bedeuten, dass sie lieber (wie schon bei der „normalen“ Abtreibung) einzelne Schwangerschaften unterbricht, um möglicherweise andere Schwangerschaften auszutragen und diese Kinder dann auch großziehen zu können.

Im Ganzen ist dieser Aufsatz nicht tröstlich. Ich habe bewusst moralisch-ethische Aspekte ausgespart, nicht, weil ich diese nicht sehe oder negiere, sondern um, das Problem mit allen auch fragwürdigen Aspekten wie der Möglichkeit von Hopans oder der Befruchtung menschlicher Eier mit Hamstersamen ausleuchten zu können. Ich habe deshalb im Abschnitt „II Vom Vater zur leasing mother“ auch sehr viele Beispiele sehr gedrängt gebracht, so dass dieser Abschnitt fast überladen erscheint. Ich wollte aber aufzeigen, welche modernen Techniken der Reproduktionsmedizin, der Zellphysiologie und Genetik bereits bei Tieren und bei Menschen versucht oder routinemäßig angewendet werden und zugleich deutlich machen, welche Tendenzen künftig möglich sind. Mir ging es dabei vor allem darum aufzuzeigen, dass der Umgang mit den modernen Technologien einen Bewusstseinswandel gebracht hat, der auch dann nicht mehr rückgängig zu machen ist, wenn man die modernen Technologien verbietet oder mit konservativem Recht einengt. Denn die leasing mother, die Eimutter und andere Begriffe sind längst in unserem Kopf.

Einen letzten Aspekt möchte ich noch bringen. Bei der biologischen Evolution geht es eigentlich um Weitergabe von Information. DNA ist ja zugleich Materie, aber auch Informationträger. Neben der biologischen Evolution gibt es auch die kulturelle Evolution (und die Evolution der Familiensysteme!). Schon Dawkins sprach in diesem Zusammenhang i von kultureller Weitergabe von Information und benutzte den Ausdruck „kulturelle Meme“[cxxii] Wir leben heute im Zeitalter der Informationsgesellschaft. Wahrscheinlich unterscheidet sich der homo sapiens sapiens von seinem Verwandten homo sapiens Neanderthalensis (die beide homo sapiens-Arten sind) durch die zur Informationsweitergabe besonders taugliche Sprachfähigkeit. Die Evolution des Menschen begleitet eine zunehmende Ausweitung von Information, von der Sprache zur Schrift, bis zum Computer, auf dem ich diesen Aufsatz schreibe. Wir Menschen sind auch deshalb Menschen, weil wir uns selbst domestizierten und nicht nur eine technologische, sondern auch eine kulturelle Evolution haben. Wir können sublimieren und kompensieren, und, weil unsere Entscheidungen vom Fühlen getragen sind, mit Wärme und Menschlichkeit auch willentlich auf Nachkommen verzichten statt uns von unseren Genen treiben zu lassen. Aus demselben Grund können wir auch menschlich mit den anderen Technologien umgehen statt sie nur aus Angst zu verbieten. Diese Gedankengänge relativieren die „Strategie der Gene“ und sollen zu weiteren Fragen anregen.

[1]

[2]              Mittlerweile ist klar, dass Europäer Neandertal-Gene in ihrem Genom haben.

[i]               Christopher B. Stringer: Die Herkunft des anatomisch modernen Menschen in: Spektrum der Wissenschaft 2, Februar 1991, S. 112 – 120

[ii]              Luigi Luca Cavalli- Sforza; Stammbäume von Völkern und Sprachen in: Spektrum der Wissenschaft 1, Januar 1992, S. 90-98

[iii]              George Thomson: Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis, Forschungen zur Altgriechischen Gesellschaft I, das europäische Buch, Westberlin 1974

[iv]              Luigi Luca Cavalli- Sforza: a.a.O.

[v]              Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, Dietz Verlag, Berlin, 15. Auflage 1984

[vi]              George Thomson: Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis, a.a.O. und George Thomson: Aischylos und Athen, das europäische buch, Westberlin 1957

[vii]             George Thomson: Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis, a.a.O.

[viii]            Elmar Seebold: Etymologie. Eine Einführung am Beispiel der deutschen Sprache. Beck´sche Elementarbücher, München 1981

[ix]              George Thomson: Aischylos und Athen, a.a.O, S. 410

[x]              Frank Robert Vivelo: Handbuch der Kulturanthropologie, dtv/Klett-Cotta 170, München, Januar 1988, S. 222

[xi]              Geo Wissen Sex Geburt Genetik Nr. 1 vom 08.05.1989, S. 76/77, Horst Rose; „Von der Kopf-Geburt zur körperlosen Zeugung“

Geo Wissen Sex Geburt Genetik, komplett überarbeitete Neuauflage, März 1998; S. 56-59 : Horst Rose: „Der Griff nach dem Keim“

Der SPIEGEL Nr. 26 vom 26.06.2000, S. 78-90 : „Die Gen-Revolution“

Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie, 3. neubearbeitete Auflage, Spektrum Verlag, Heidelberg, Berlin 2000

[xii]             Der Spiegel; Die Gen Revolution s.o.

[xiii]            Der Spiegel: Die Gen-Revolution, s.o.

[xiv]            Der Spiegel: Die Gen-Revolution s.o.

[xv]             Der Spiegel: Die Gen-Revolution, s.o.

[xvi]            Der Spiegel: Die Gen-Revolution, s.o.

[xvii]            Ilse Jahn (Hrsg.) : Geschichte der Biologie, 3., neubearbeitete Auflage, Spektrum Verlag Heidelberg, Berlin 2000

[xviii]           Hansjochem Autrum: Lazaro Spallanzani in Walther Gerlach (Hrsg.): Der Natur die Zunge lösen. Leben und Leistung großer Forscher; München 1967, S. 87 – 97

[xix]            „Von der Kopf-Geburt zur körperlosen Zeugung in Geo-Wissen Sex Geburt Genetik, Mai 1989

„Der Griff nach dem Keim“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik, März 1998

Ilse Jahn(Hrsg.): Geschichte der Biologie, s.o.

[xx]             Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie, 3.,neubearbeitete Auflage, Spektrum Verlag, Heidelberg, Berlin 2000

Hansjochem Antrum: Lazzaro Spallanzani; in Walther Gerlach (Hrsg.): Der Natur die Zunge lösen. Leben und Leistung gr0ßer Forscher, München 1967, S. 87-97

[xxi]            „Von der Kopfgeburt zur körperlosen Zeugung“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik Mai 1989

„Der Griff nach dem Keim“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik, März 1998

[xxii]            „Von der Kopfgeburt zur körperlosen Zeugung“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik Mai 1989

„Der Griff nach dem Keim in Geo Wissen Sex Geburt Genetik, März 1998

[xxiii]           Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „““Jetzt wird alles machbar““

[xxiv]           Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alles machbar““

Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.2001 S. 42: „die Chronik des Klonens“

[xxv]            Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216- 225: „“Jetzt wird alles machbar““

[xxvi]           „Von der Kopf-Geburt zur körperlosen Zeugung“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik Mai 1989

„Der Griff nach dem Keim“ in Geo Wissen Sex Geburt Genetik, März 1998

[xxvii]          Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alles machbar““

[xxviii]          Das Tier Mensch (4). WDR vom 25.03.1995, 20.15 h

[xxix]           Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alles machbar““

[xxx]            Süddeutsche Zeitung vom 23.12.1991 S.8: „Arzt soll Frauen mit eigenem Sperma befruchtet haben.“

Süddeutsche Zeitung Nr. 55 vom 06.03.1992 S. 64: „Frauenarzt verwendete eigenes Sperma betrügerisch.“

[xxxi]           Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alle machbar““

„auf einen Blick“ Nr. 11 vom 08.03.1984: „Amerikanische Ärzte sorgten für eine medizinische Sensation. Das einzige Baby der Welt, das zwei leibliche Mütter hat“

[xxxii]          Frankfurter Rundschau vom 06.02.1984: Kind mit zwei Müttern. Embryoübertragung in den USA gelungen/Firma plant Handel

[xxxiii]          Focus Nr. 8/1994 S. 112-120: „Wunschkind verboten!“

[xxxiv]          Süddeutsche Zeitung Nr. 116, 22./23.05.1993 S. 12; „Gericht spricht Leihmutter jegliches Elternrecht ab“

[xxxv]          Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alles machbar““

[xxxvi]          Stern 44/1992,, S3, 5 und 32-36: „Was darf die Medizin?“

Süddeutsche Zeitung Nr. 239/1992 S. 16: „Ein Fall für Ethik-Experten. Diskussion um hirntote Schwangere/Präzedenzfall im Vorjahr“

[xxxvii]         Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „“Jetzt wird alles machbar““

[xxxviii]        Süddeutsche Zeitung Nr. 156 vom 10.07.1995 S. 8 Vermischtes; Frau bringt eigenes Enkelkind zur Welt

[xxxix]          Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 96, 25.04.2001, S. N 2: „Eierstockgewebe gegen Unfruchtbarkeit“

[xl]              Jürgen Neffe in Der Spiegel Nr. 3/1994;S. 172: „Fortpflanzung: Mütter, die niemals lebten“

[xli]             Focus 8/1994 S. 112-120:!Wunschkind verboten!“

[xlii]            Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 143 vom 24.06.1989 S. N3: „Hilfestellung für Samenzellen. Immer mehr „Retortenbabys“ durch Injektion von Spermien/ Follikelreifung im Labor?“

[xliii]            Focus 8/1994 S. 112-120: „Wunschland verboten“

[xliv]            Focus 8/1994 S. 112-120: „Wunschkind verboten“

[xlv]            Geo Wissen Sex Geburt Genetik, komplett überarbeitete Neuauflage, März 1198: Infertilität. Wenn kein Kind kommt“

tz München, Region München, vom 17.06. 1994 S. 3: Zwillingsbuben mit vielen Vätern. Durch Kombi-Methode aus In-Vitro- uns Spermieninjektion gezeugt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 143 vom 24.06.1989 S. N3: „Hilfestellung für Samenzellen. Immer mehr „Retortenbabys“ durch Injektion von Spermien/ Follikelreifung im Labor?“

[xlvi]            Geo Wissen Sex Geburt Genetik März 1998: „Infertilität. Wenn kein Kind kommt.“

[xlvii]           Süddeutsche Zeitung vom 26.09.1991: „Gebären auch noch nach den Wechseljahren“

[xlviii]          Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225: „Jetzt wird alles machbar““

[xlix]            Süddeutsche Zeitung Nr. 299 S. 8 vom 28.12.1993: „59jährige von Zwillingen entbunden. Reiche Britin ließ sich in Italien künstlich befruchten.“

[l]               Süddeutsche Zeitung Nr. 124 v0m 31.05.2001 S. 16: „62-Jährige bringt gesundes Baby zur Welt“

[li]              Frankfurter Rundschau vom 11.01.1985: „Kein Kind vom Verstorbenen. Corinne Parpalaix gewann Prozeß um Sperma, aber sie hatte keinen Erfolg“

[lii]              Süddeutsche Zeitung Nr. 47 vom 26.02.1997:“Britin erwartet Zwillinge vom toten Ehemann.“

[liii]             Süddeutsche Zeitung Nr. 299 vom 15.12.1998: „Streit um Namen von Baby aus Samen des toten Vaters!

[liv]             Medical Tribune Klinik Ausgabe Nr.5/6 vom 18.03.1997: „Makabre Samenspende: Wunschkinder aus toten Hoden.“

[lv]              Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 107 vom 09.05.2001 S. N 2: „Trocken-Konservierung menschlicher Zellen

Geo Nr. 6, Juni 2001; S. 201-203: „“Mikrobiologie: Zombie-Zellen: Wissenschaftler haben toten Zellen neues Leben eingehaucht. Die Wiedergänger lassen sich vielseitig nutzen“

[lvi]             Süddeutsche Zeitung Nr. 221 vom 24.09.1999 S. 14: „Fruchtbar ohne Ende. Ärzte haben erstmals einen Eierstock transplantiert.“

[lvii]            Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 96, 25.04.2001, S. N2: „Eierstockgewebe gegen Unfruchtbarkeit“

[lviii]            Ärztezeitung vom 16./17. 03.1984: „China: Hoden auf den Sohn verpflanzt“

[lix]             Ärztezeitung vom 12.04.1984 S. 12: Melbourne/ Erstes Kind aus gefrorenem Embryo

Frankfurter Rundschau Nr. 88 vom 12.04.1984: „Das erste Kind aus einem tiefgefrorenen Embryo. Entbindung in Australien/ Zwei Monate in Flüssig-Stickstoff“

[lx]              Süddeutsche Zeitung Nr. 16 vom 20./21.01.2001 S. 6: „Paul aus dem Eis. Aus neun Jahre eingefrorener Eizelle entsteht ein gesundes Baby“

[lxi]             tz München 12.01.1995: Zwei Jahre nach Tod der Mutter: Ein Baby. Embryo nach künstlicher Befruchtung tiefgefroren.

[lxii]            Süddeutsche Zeitung Nr. 94 vom 23.04.1996 S. 12: „Eingefrorene Embryos erbberechtigt. Australischer Richter: Urteil gilt auch, wenn der Vater schon tot ist“

[lxiii]            Welt am Sonntag Nr. 17 vom 24.04.1994 s. 34: „Kinder nach Wunsch mit Designer- Sperma?“

Süddeutsche Zeitung vom 05.05.1994, Michael Simm in Umwelt. Wissenschaft. Technik: „Erfinderschutz für Eingriff in die Keimbahn? Der Antrag einer US-Universität beim Europäischen Patentamt sorgt für großen Wirbel“

Focus 17/1994 S. 146 – 148: „Gentechnik: Patent auf Keimbahntherapie? Zum erstenmal wurde ein Verfahren zum Patent angemeldet, mit dem die Gene in menschlichen Spermien manipuliert werden können“

[lxiv]            Leider kann ich hier die Fundstelle nicht angeben. Der Artikel stand aber meiner Erinnerung nach in der Frankfurter Rundschau.

[lxv]            Focus Nr. 8 vom 10.02. 2001 S. 154 – 166: „Geklonte Menschen. Sündenfall als Forschungsziel. Die größte Wissenschaftssensation seit der Mondlandung – ein Skandal: Der erste geklonte Mensch soll demnächst das Licht der Welt erblicken“

[lxvi]            Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.1001 S. 42: „Die Chronik des Klonens“

[lxvii]           Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225:““Jetzt wird alles machbar““

Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.2001 S. 42: „Die Chronik des Klonens“

[lxviii]          Geo Nr. 11/1996 S. 58: “Wie die Zeugung des Menschen Sache der Wissenschaft wurde. Eine Kurzchronik der Reproduktionsforschung“

Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 –225:““Jetzt wird alles machbar““

Focus Nr. 8 vom 19.02.2001 S. 154 –166: Geklonte Menschen. Sündenfall als Forschungsziel. Die größte Wissenschaftssensation seit der Mondlandung – ein Skandal: Der erste geklonte Mensch soll demnächst das Licht der Welt erblicken“

Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.2001 S. 42: „Die Chronik des Klonens“

[lxix]            Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.2001 S. 42: „Die Chronik des Klonens“

[lxx]            Der Spiegel Nr. 10 vom 03.03.1997 S. 216 – 225:““Jetzt wird alles machbar““

[lxxi]            Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 214 vom 15.09.1999 Seite N 2: „Klonierte Schafe keine perfekten Kopien“

[lxxii]           Süddeutsche Zeitung Nr. 152 vom 06.07.1998: „Zwei geklonte Kälber in Japan geboren“

[lxxiii]          Süddeutsche Zeitung Nr. 9 vom 12.01.2001 S. 2: „Der Affe aus dem Reagenzglas. Amerikanische Forscher nähern sich langsam der Erschaffung gen-manipulierter Menschen“

Focus Nr.8 vom 19.02.2001 S. 154 – 188: „Geklonte Menschen. Sündenfall als Forschungsziel:::“ s.o.

[lxxiv]          Focus Nr. 8 vom 19.02.2001 S. 154 – 166: „Geklonte Menschen. Sündenfall als Forschungsziel…“ s.o.

[lxxv]           Süddeutsche Zeitung Nr. 160 vom 15.07.1998: „Kritik an Ankündigung, Menschen zu klonen“

Die Zeit Nr. 12 vom 15.03.2001 S. 42: „Die Chronik des Klonens“

[lxxvi]          Focus 3/1998 S. 196-197: „USA: Vor dem Tabu-Bruch. Empörung über Pläne, Menschen zu klonen. Doch die Ablehnungsfront unter Forschern weicht auf“

[lxxvii]          Süddeutsche Zeitung Nr. 104 vom 07.05.2001 S. 12: „Genmanipulierte Babys geboren“

Süddeutsche Zeitung Nr. 105 vom 08.05.2001 S. 14: „Ärzte und Politiker alarmiert über genmanipulierte Babys. Fachleute kritisieren, dass die Langzeitfolgen der neuen Befruchtungsmethode nicht hinreichend erforscht seien“

Süddeutsche Zeitung Nr. 111 Seite V2/11 vom 15.05.2001: „Zeugung mit unbekannten Folgen. Nach dem Rummel um genveränderte Babys rätseln Ärzte über mögliche Schäden und Politiker über mögliche Gesetzeslücken“

[lxxviii]         Süddeutsche Zeitung Nr. 134 vom 15.06.1998 S. 8: „Ärzte mischen Eizellen jüngerer und alter Frauen“

Süddeutsche Zeitung Nr. 141 vom 02.06.1998 S. V2/10: „Eizelle von zwei Müttern. Umstrittene Methode könnte älteren Frauen Nachwuchs bescheren.“

[lxxix]          Walther Traut: „Möglichkeiten der genetischen Manipulation von Säugetieren“ in: „In-vitro-Fertilisation und Embryotransfer (Retortenbaby), Grundlagen, Methoden, Probleme und Perspektiven“; Hrsg. Ulrich Jüdes,(Bücher der Zeitschrift Naturwissenschaftliche Rundschau, Hrsg. Wolfgang Hll), Stuttgart 1983 S. 153 – 176.

Hier wird u.a. die Aggregations- und Injektionschimärenbildung genau beschrieben.

[lxxx]           Geo Nr. 1/Januar 2001 S 177 -180: „Biotechnologie: Rettung für Panda & Co? Forscher wollen seltene Tiere klonen und so Arten vor dem Aussterben bewahren”

[lxxxi]          Geo Nr. 1/Januar 2001 S. 177 – 180: „Biotechnologie….“ s.o.

[lxxxii]          Stern Nr. 18 vom 28.04.1983 S. 260 – 265: „Tierzucht: Die Gebär-Mutter überlistet. Mit wissenschaftlichen Manipulationen erreichten Gießener Tierärzte, dass ein Schaf eine Ziege zur Welt brachte.“

[lxxxiii]         Ärztezeitung vom 17./18.02.1984: „Wissenschaft: Zuchterfolg: Ziege im Schafspelz“

[lxxxiv]         Geo Nr. 11/1996 S. 58: „Wie die Zeugung des Menschen Sache der Wissenschaft wurde. Eine Kurzchronik der Reproduktionsforschung“

[lxxxv]          Ärztezeitung vom 05.03.1984: „Gemischte Moleküle von fremden Zellen“

[lxxxvi]         Süddeutsche Zeitung vom 24.10.1991: „Europa-Patent für „Krebsmaus“. Rechtsschutz für ein gentechnisch manipuliertes Tier“

[lxxxvii]        Der Spiegel 45/1991 S. 305-308: „Beutezüge durch Erbgut. Urheberrechte für genmanipulierte Riesenschweine, Patente für Kühe und Schafe, die zu lebenden Chemiefabriken umgepolt wurden – die Bio- Industrie verlangt nach Schutzrechten für ihre Schöpfungen. Neuer Höhepunkt der Debatte: Ein US- Wissenschaftler will sich Tausende von menschlichen Genen patentieren lassen“

[lxxxviii]        Süddeutsche Zeitung Nr. 112 vom 16.05.1991: „Das Gen für den Mann ist gefunden“

Süddeutsche Zeitung Nr. 122 vom 29./30.05.1991 S. IV: „Jagd nach dem Substrat der Männlichkeit. Britischen Forschern gelang die Umwandlung von Mäuseweibchen nicht ganz“

[lxxxix]         Der Spiegel Nr. 24/09.06.1997 S. 214/215: Gentechnik: Chimären aus Fernost. Die Manipulation des Erbguts gewinnt eine neue Qualität: Erstmals übertrugen Genforscher ein komplettes menschliches Chromosom auf Mäuse.

[xc]             Süddeutsche Zeitung Nr. 25 vom 31.01./01.02.1998 S. 12: Menschliche Spermien aus Mäusen.

[xci]            Süddeutsche Zeitung Nr. 287 vom 12./113.12.1998 S.7: „US-Forscher lassen Mäuse Elefanteneier produzieren“

[xcii]            Süddeutsche Zeitung Nr. 252 vom 30./31.10.1999: „Mäuserich mit weiblichem Erbgut gezüchtet“

[xciii]           Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 165 vom 19.07.2000 S. N3: „Mäuse vererben künstliches Chromosom“

[xciv]           Süddeutsche Zeitung Nr.75 vom 02.04.1997 S. 12: „Chromosomen aus dem Labor. US-Forscher stellen Träger menschlicher Erbanlagen künstlich her“

[xcv]            Die Zeit Nr. 24 vom 07.06.2001 S. 13: „Im Land der Kindermacher. Wo ein Wille zum Baby ist, ist auch ein Weg. Amerika führt vor, was eugenische Raffinesse ist.. Elitestudentinnen als Eizellen- Verkäuferinnen, Tote als Samenspender – Reise durch die Fortpflanzungsfabriken Kaliforniens“

[xcvi]           Süddeutsche Zeitung vom 21.02.1991: „Was der Züchter aus dem Fisch macht. Gentechnische und konventionelle Methoden verändern die Wildpopulationen“

[xcvii]          Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 68 vom 21.03.2001 S. N 1: „Transgene Zebrafische aus Embryo-Stammzellen“

[xcviii]          Ärztezeitung vom 24.04.1984: „Zoologie/Frankreich: Löwen-Tiger-Baby bei Paris geboren.“

[xcix]           Ulrich Judes: „Experimentelle Manipulation von Keimzellen und Embryonen bei Säugetieren“ in In-vitro-Fertilisation und Embryotransfer (Retortenbaby) hrsg. von Ulrich Judes a.a.O. S. 88

Frankfurter Rundschau Nr. 285 vom 09.12.1987: „Hamster-Eizellen werden mit Menschen-Samen zusammengebracht. Forschung an künstlich erzeugten Embryonen in mehreren Fällen/ Wissenschaftler wehren sich gegen Verbot“

[c]              Süddeutsche Zeitung Nr. 268 vom 21.11.2000 S. 15: „Expedition ins Tierreich. Keine blasse Chimäre: Kommen die Maus-Menschen über uns?“

[ci]              Die Zeit Nr. 31 vom 25.07.1997 S. 37: Wissen: Kinder in der Kultur. Forscher züchten erstmals menschliche Embryozellen im Labor“

[cii]             Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 129 vom 06.06.2001 S. N1: „Transgene Mitochondrien. Mäuse zur Erforschung menschlicher Krankheiten“

[ciii]            Süddeutsche Zeitung Nr. 105 vom 08.05.2001 Seite V2/15: „Stammzellen aus Leichen. Neue Alternative zur Embryonenforschung“

[civ]            Süddeutsche Zeitung Nr. 152 vom 06.07.1998: „Forscher wollen Tiere aus Mammut-Spermien züchten“

[cv]             Süddeutsche Zeitung Nr. 146 vom 29.06.1989 S. 12: „Spermien mit „blinden Passagieren“. Neue Methode der Genübertragung durch Samen läßt auch Evolutionsbiologen aufhorchen“

[cvi]            Geo Nr. 3/März 2001 S. 177 – 179: „Pharmaforschung: Das Huhn, das heilende Eier legt“

[cvii]            Süddeutsche Zeitung Nr. 146 vom 29.06.1989 S. 12: „Spermien mit „blinden Passagieren“. Neue Methode der Genübertragung durch Samen läßt auch Evolutionsbiologen aufhorchen“

[cviii]           Ärzte Zeitung Nr. 58 vom 28.03.1984 S. 15: „Gentechnologie: „Den Mist, den einer baut, können hundert Genies nicht korrigieren““

[cix]            Roger Lewin: Die Molekulare Uhr der Evolution. Gene und Stammbäume.1988 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin

Süddeutsche Zeitung Nr. 86 vom 11./12.04.1992 S. 12: „Aus einer Mücke einen Dinosaurier machen. Wie Gen- Archäologen aus versteinerten Fliegen das Erbmaterial der Ur-Echsen rekonstruieren“

Süddeutsche Zeitung Nr. 256 vom 05.11.1992 S. IV: „Erbsubstanz – befreit aus dem Bernsteinsarg. Wissenschaftler untersuchen 30 Millionen Jahre altes genetisches Material

Geo Nr. 4/April 2000 S. 34-35: “Brüchige Botschaften aus alten Genen“

Süddeutsche Zeitung Nr. 145 vom 17.06.2000: „Das Geschichtsbuch im Zellkern. Das wachsende Wissen über das menschliche Genom hilft auch, die Herkunft der Menschheit zu rekonstruieren“

[cx]             Der Spiegel 12/1993: „Hauptschalter im Embryo“   –

[cxi]            Frankfurter Rundschau Nr. 121 vom 26.05.2001 S. 5: „Max-Planck-Institut: Wissenschaftler schalten Gene ab“

[cxii]            Die Woche vom 25.05.2001 S. 26: „Der Haarspalter. Hermann Schmitter hat den genetischen Fingerabdruck perfektioniert. Dank seiner DNS- Analysen haben Gewaltverbrecher immer weniger Chancen, der Polizei zu entkommen“

[cxiii]           Süddeutsche Zeitung Nr. 100 vom 02.05.2001 S. V2/11: „Eine neue Biologie. Forscher erweitern Bauplan des Lebens“

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 96 vom 25.04.2001 S. N1: „Künstliche Erweiterung des genetischen Codes“

[cxiv]           Frank Robert Vivelo: Handbuch der Kulturanthropologie, a.a.O., S. 222

[cxv]            Wolfgang Wickler, Uta Seibt: Das Prinzip Eigennutz. Ursachen und Konsequenzen sozialen Verhaltens, dtv Sachbuch 1697, München 1981

[cxvi]           Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995: Horizontaler Gentransfer: Wie Bakterien Kopien ihres Erbgutes in der Umwelt freisetzen“

[cxvii]          R. Huber in Sexualmedizin 9. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1980, S. 412 – 415: „Die Strategie der Gameten. Stammbaum oder Keimnetz?“

[cxviii]          Ermann, Bürgerliches Gesetzbuch; Handkommentar herausgegeben von Harm Dieter Westermann, 18., neubearbeitete Auflage, Münster Köln 2000

[cxix]           Ermann, Bürgerliches Gesetzbuch, Handkommentar…

[cxx]            Süddeutsche Zeitung Nr. 230 vom 05.10.1995 S. 12: „Lesbierinnen dürfen Mütter werden. Dänemark läßt künstliche Befruchtung für unverheiratete Frauen zu“

[cxxi]           Süddeutsche Zeitung Nr. 185 vom 12./13. 08.2000 S. 12: „Zwei Mütter für ein Kind. Sohn von Lesben darf ohne Vater in der Geburtsurkunde registriert werden“

[cxxii]          Richard Dawkins: Das egoistische Gen, Berlin, Heidelberg, New York 1978